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0202 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 202 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Der Fluss selbst war noch nicht . zu sehen , nur in der Tiefe hörte man ein mächtiges Rauschen. Hier schlängelte sich der Pfad durch wild verwachsenes Gebüsch, über mächtige Steinplatten hinab, bald mussten wir uns durch Felsböcke hindurchzwängen, bald am Rande jäher Abhänge auf den vorspringenden schlüpfrigen, glatten Steinen reiten. Ermattet langten wir bei dem Flüsschen Sarg an, durchritten dasselbe etwa 150 Schritte vor seiner Mündung in den Tschöltschü und erreichten nach wenigen Minuten diesen selbst. Die harten Zweige hatten uns beim Herabreiten Gesicht und Hände blutig geschunden und ich war froh, endlich von den Leiden des langen und beschwerlichen Rittes erlöst zu sein. Wie wohl fühlte ich mich in meinem mit Qualm von faulem Holze dicht angefйllten Zelte, das mir wenigstens eine ruhige Nacht versprach.

(Den 2. Juli.) Die Ufer des Tschöltschü sind sehr mannigfaltig; der Tha1grund ist dicht mit Kräutern bewachsen, aus dem vereinzelte Lärclienbäuine und Cedern hoch emporragen. Die Uferberge, theils waldig, theils kahle Felsmassen, habиn jene unbestimmte fahle Farbe, die den höchsten Gebirgshöhen jenen traurigen Charakter der Abgestorbenheit verleiht. Das rechte Ufer, an dem wir jetzt stromaufwärts ritten, war sumpfig und mit Morästen bedeckt, so dass man nicht vom Wege abweichen darf, wenn man nicht in den Sumpf versinken will. Bis zu der Stelle, wo wir den Fluss durchreiten mussten, war derselbe nicht über 50 Schritte breit und stürzte lärmend und schäumend zwischen den Felsböcken dahin; von da ab nahm er aber die doppelte Breite an und in der Mitte desselben zeigten sich seichte und sandige Stellen. Die Furth war hier nicht schwer zu passiren, trotzdem gerieth ein Packpferd in eine Untiefe und wurde mit Mühe aus dem Wasser gezogen. Am linken Ufer, dem wir. jetzt folgten, entfernten wir uns wohl eine Werst vom Flusse und durchritten hier einen dichten Wald, der uns die Aussicht auf den Fluss verdeckte. Nachdem wir den Schibit, einen kleinen Nebenfluss des Tschöltschü, durchritten hatten, erblickten wir bald den wohl 10 Werst langen See Tschöltschtining Bashy. Die Ufer des Seegis sind mit dichtem Lärchenwalde besetzt und zu beiden Seiten desselben erheben sich hohe Felswände, deren Häupter mit Schnee bedeckt sind. Am jenseitigen Ufer sieht man in der Ferne hohe Schneekuppen,