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0215 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 215 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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desto lebensfrischer wurden die Ufer. Helle Lärchenwaldungen zogen sich an den Abhängen entlang, ein hoher, mit bunten Blumen und saftigen Kräutern bedeckter Boden ergötzte das ,fuge und üppig emporgewuchertes, blühendes Gesträuch sperrte oft den Weg. Nicht lange erfreute uns dieser liebliche Anblick, bald verliessen wir den Fluss und mit ihm das üppige Thal und kletterten wiederum die steile, waldige Uferwaldung hinauf. Auf der Höhe schwand abermals der Wald und uns umgaben die früheren gelbgrauen, nackten Bergkuppen. Der Weg fdhrte jetzt auf der Höhe am Bergkamme entlang, wir übеrrittеn wohl 4 oder 5 Bergkuppen und stiegen nur sehr selten so tief herab, dass wir die verkrüppelten Cedern der Höhe antrafen. Spät am Abend übernachteten wir in einer kleinen Schlucht. dicht unter dem Schnee.

(Den 9. Juli.) Bis Mittag ritten wir auf der Höhе des Bergkammes weiter. Das Wetter war heute etwas günstiger als gestern und wir konnten viele Bergreihen, die parallel nebeneinander nach Nordosten sich zu ziehen schienen, ganz deutlich unterscheiden. Nach Osten steigen die Berge immer höher auf und erheben sich weit über die Sсhneegrenze, während nach Westen hin selbst auf der höchsten Bergkuppe nirgends Schnее zu erblicken ist. So ritten wir wohl über zehn Bergwellen, ohne irgendwie bis zu den in den Thälern liegenden Waldungen herabzusteigen.

Gegen Mittag gelangten wir an einen hohen Bergkegel, dessen Spitze mit Sclшee bedeckt war ; da er nach Osten hin felsig ist, so mussten wir ihn auf der Westseite umreiten. Hier fallt er in einem Bergsturze bis zu seinem Fusse in die nebelgraue Tiefe in einer etwa 450 geneigten geraden Linie herab, auf dessen Нöhе wir nun entlang reiten mussten. Das Geröll, das den Bergabhang bedeckte, wich ununterbrochen unter den Hufen unserer Pferde am Rande des schmalen Pfades und rollte klapреrnd in die Tiefe, ein Fehltritt — und Ross und Reiter wären unfehlbar in den Abgrund gestürzt. Nachdem wir so wohl eine Sunde lang auf dem Gerölle geritten waren, umhüllte uns ein dichter Nebel. Wir konnten nicht zehn Schritte weit vor uns sehen und mussten, um nicht auseinander zu kommen , eine dichtgeschlossene Kette bilden. Etwa abermals nach einer Stunde hatten wir glücklich den Bergkegel umritten und er-