National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0216 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 216 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 182 —

stiegen nun wiederum den sehr beschwerlichen Bergkamm. Je höher wir stiegen, desto dichter wurde der Nebel, und als wir endlich den Gipfel erklommen hatten, sahen wir uns am Rande eines felsigen Abgrundes, der ziemlich steil abfiel. Der Führer erklärte, er habe zu weit östlich gehalten und wir müssten jetzt umkehren. Glücklicherweise war der südliche Abhang, den wir jetzt herabritten, nicht so steil und es gelang uns, wenn auch mit grosser Mühe und Anstrengung, ein Flussthal zu erreichen. Da hier nirgends eine Stelle zum Uebernachten aufzufinden war, so erstiegen wir wieder einen gegen Westen gelegenen Bergzug und trafen auf einen kleinen Weg, dem wir folgten, da er ins Thal hinabzuführen schien. Im Thale regnete es heftig und wir bemühten uns, so schnell als möglich vorwärts zu kommen. Zu unserem Schrecken machte der Weg eine Wendung, ging wieder bergan und führte uns immer höher, so dass wir bald wieder von dichtem Nebel umhüllt waren. Mit einem Male war der Weg auf dem steilen Boden verschwunden; wir ritten jetzt aufs Gradewohl nach Norden. Es begann schon zu dämmern, als plötzlich wieder der Ruf: „ tujuk ! " (versperrt!) ertönte. Wir hatten wieder einen steilen Felsabhang erreicht. An Umkehren war nun nicht mehr zu denken. Wir stiegen von den Pferden und kletterten, unsere Pferde an den Zügeln haltend und nachziehend, an dem Rande des Felsabhanges entlang. Nach einer halben Stunde fanden wir eine weniger abschüssige Stelle, auf der wir endlich zum Thale hinabgelangen konnten. Ganz bis auf die Haut durchnässt und von den Mühseligkeiten des Tages vollständig erschöpft, erreichten wir endlich bei voller Dunkelheit einen kleinen Bach, an dem wir übernachten konnten.

(Den 10. Juli). Sehr früh am Morgen war unser Führer ausgeritten, um den Weg zu suchen. Voller Freude kehrte er mit der Nachricht zurück, dass nach Osten hin sich eine Thai-ebene erstrecke, durch die sich ein breiter Weg hinziehe. Ich liess deshalb in aller Eile satteln. Das Wetter war schön und der Himmel vollkommen klar, so dass wir von unserer Lagerstätte aus uns einer schönen Aussicht nach Südosten erfreuen konnten. In den mannigfaltigsten Bergwellen thürmten sich nach Osten hin die Bergzüge immer höher auf, und am Horizonte leuchteten die Schneegipfel des Sojonischen Gebirges. Die niedrigen Berggruppen im Vordergrunde waren mit dunklen Wal-