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0219 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 219 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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dangen bedeckt, aber die mächtigen terrassenförmig aufsteigenden Bergriesen des Hintergrundes reckten ihre kahlen Felskämme weit in das blaue Himmelsgezelt. Trübe Stille herrschte rings um uns hér. Kein Thier verirrt sich in diese wüsten Höhenzüge des Gebirges. Blumen und selbst Kräuter fürchten den kalten Wind, der hier ohne Unterbrechung über den Berggipfel hinstreicht, und ziehen sich in die Thalniederungen zurück. Die wenigen niedrigen, verkrüppelten Cedernbäume in ihren fahl- gelben , spärlichen Nadelkleidern und knorrig gebeugten Stämmen sehen wie frühzeitig gealterte Baumkinder aus.

Nach etwa anderthalb Stunden starken Rittes erreichten wir das verheissene Thal, es war wohl 500 Schritte breit und üppig mit Gras und Kräutern bewachsen.. Mitten hindurch zog sich ein ziemlich breiter Fluss, an dessen Ufer ein Weg entlang führte. So war die beste Aussicht vorhanden, dass unsere Leiden nun beendigt wären, und fröhlichen Herzens ritten wir zum Thale hinab. In der Ferne schienen die Berge viel niedriger und unser Führer behauptete, wir hätten schon den Oba (das chinesische Grenzmal) im Rücken und würden schon morgen Abend den Abakan erreichen können.

Der Weg führte im Thale entlang, das einige Stunden Weges seinen Charakter keineswegs änderte, nur traten das dichte Weidengebüsch und der Nadelwald häufig bis zum Ufer des Flusses. Plötzlich wurde der Boden sumpfig, der Weg wandte sich den Uferbergen zu und schlängelte sich zwischen mächtigen Steinblöcken hindurch, seine Richtung wandte sich nach Osten hin, und wir verloren bald das breite Flussthal aus den Augen.

Nachdem wir einige Stunden geritten waren, zog sich der Weg wieder abwärts in das Thal eines kleinen Flüsschens, das ein Nebenfluss des vorher erwähnten Flusses zu sein schien. Hieß theilte sich unser Weg in zwei Pfade, von denen sich der eine direct nach Osten, der andere nach Nordwesten wandte. Unser Fiihrer behauptete trotz meines Widerspruches, wir müssten den letzteren einschlagen, da wir schon jetzt zu weit nach Osten geritten seien; er kenne den Bergrucken und wisse sich jetzt ganz bestimmt zurecht zu finden. Wir ritten also jetzt an dem Flüsschen weiter entlang, wohl 1 Werst durch baumloses Wiesenland, dann geriethen wir in einen dichten CedernWald. Der Boden war hier mit dichtem Moose bewachsen und