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0241 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 241 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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den breite Arme, die aber weniger reissend sind. Das Wasser ist klar und durchsichtig. Der Chatu muss im Frühling ein sehr mächtiges Wasser sein, denn in Osten liegen noch mehrere sehr bedeutende Flussrinnen, die aber beim jetzigen niedrigen Wasserstande versiegt sind. Das ganze Flussbett ist wohl 1/2 Werst breit, und überall mit grossen Feldsteinen bedeckt. Für unsere Pferde ist dieser Ritt durch das Flussbett des Chatu eine schreckliche Qual, da Schwärme von Mücken und lästigen Fliegen über sie herfallen. Nachdem wir den Fluss Chatu durchritten hatten, folgten wir dem Flussbette noch einige Werst und dann eine beträchtliche Strecke am linken Uferkamine. Ueberall daselbst grobes Steingeröll. Darauf tritt der Bergvorsprung dicht an den Fluss. Dieser wird überritten, östlich erscheinen hohe Felsen. Der Weg wendet sich jetzt nach Südosten. Hier fliesst von Süden der Fluss Tüm Bulak in den Chatu. Vor uns liegt eine ziemlich weite Ebene, die mit einem dichten Grasteppich bedeckt ist.. In der Ferne ist dicht beim Wege mitten in der Ebene ein kleiner, ganz vereinzelt stehender Bergkegel zu sehen. Wir konnten schon von weitem erkennen , dass viele Menschen sich bei dem Hügel befanden, daher ritten wir nun gerade auf denselben zu. Als wir näher gekommen, hörten wir das Geräusch einer lauten Beckenmusik. Bitt reitet näher heran und berichtet uns, dass auf dem Hügel viele Lama zum Opfer versammelt seien. Wir beschliessen, uns die Feierlichkeit mit anzusehen und reiten daher an dem Hügel empor. Auf der Höhe war der Boden mit dichtem Strauchwerk bedeckt, das man aus dem Chatu-Thal hier heraufgeschafft. hatte. Oben waren sehr viele Menschen versammelt, unter ihnen wohl 30 Lama. Acht Lama sitzen an der östlichen Seite und singen Gebete, sie haben gelbe Mützen mit Troddeln und schlagen die Becken. Zwei Opferaltäre mit brennendem Feuer. An der südlichen Seite sitzen die übrigen Mongolen beim Mahle und verzehren die Opferspeisen. Die Nicht-Lama scheinen mir wenig Andacht zu haben, sie sitzen da und plaudern miteinander, als ob das Beten der Lama sie gar nicht anginge. Diese aber schreien aus vollem Halse, so dass ihre Stimmen oft das Geklapper der Becken übertönten, trotzdem aber wenden sie bei unserer Ankunft ihre Köpfe uns neugierig zu, ohne jedoch ihre Musik zu unterbrechen. Mein Begleiter, der Dwojedaner Tschornai, hängt auch ein Opferband an die trockenen Zweige und nennt dies ein Opfer, das man