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0245 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 245 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Wieder trafen wir hier einige mongolisch sprechende Sojonen, die sogar den Chalcha des Piquets zugezählt sind. Der Weg geht auch von hier direct nach Süden am Ufer des Flusses Ssussulan, den die Sojonen Jailyg nennen. Von hier aus wendet sich der Weg mit diesem Flusse nach Osten. Der Boden ist meist mit Sandgeröll bedeckt. Dichtes, graugrünes Gras. Vom Jailyg aus den Bergrücken überritten; weite Ebene, zweiter Berg-

rücken; wir steigen zu dem Höhenplateau unterhalb des Schneegebirges Tsasta Chairchan. Der Weg führt nicht weit unter dem

Schnee entlang, der in grossen , dichten Massen liegt. Trotz-

dem sind nirgends Gletscher zu erblicken. An vielen Stellen hängt der Schnee in wunderbaren Gebilden zusammengeballt

über die Untiefen herab. Nach Norden kleiner Fluss Möstö Bulik, am Ufer desselben einzelne Chalchа-Jurten. Hier befindet sich ein weites Kurgan-Feld. Nach Norden fliesst der kleine Fluss Schara Bulik. Boden steinig. Jenseits viele Bergwellen.

In der Richtung nach Osten erheben sich von Neuem Schneeberge. Hier sieht man zwei ziemlich bedeutende alte Gräber,

die mit Steinkreisen umgeben sind. Jenseits des Scharа Bulik

wird der Boden weich und sumpfig, dichtes gelbgrünes Sumpfgras. Ein heftiger, eisigkalter Wind streischt über die Ebene,

so dass wir selbst in unseren Pelzen frieren. Kleiner Schnee-

fall. Allmählich bildet sich aus dem Sumpfe der Fluss Kongyr Ölöng. Man kann von hier aus weit ins Flussthal hinabsehen.

In der Ferne sieht man an mehreren Stellen Jurten und zwischen ihnen reiche Kameelheerden. An den Bergwänden weiden überall grosse Schaf heerden.

Ermüdet langten wir bei den Jurten an und hatten hier einen gar ` üblen Empfang. Die ganze männliche Bevölkerung

war betrunken, an der Spitze der hiesige Dsanggin. Der letztere kam zu uns hingewankt und schrie und schimpfte, er weigerte sich, mir eine Jurte zum Uebernachten zu geben, da er Mandschu-Offiziere erwarte. Er wolle Jeden binden lassen, der es wage, sich den Jurten seiner Leute zu nähern. Wir befanden uns so in einer höchst kritischen Lage. Von dem ange-

strengten Ritte zum Umsinken ermüdet, standen wir in der schneidenden Kälte, dem heftigen Winde und dem hagelartig

gegen unsere Gesichter peitschenden Schnee auf offener Landstrasse. Bitä rieth mir, auf den unverschämten Mongolen los-zureiten und ihn meine Peitsche fühlen zu lassen. Letzteres

Radloff, Aus Sibirien. II   14