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0326 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 326 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Pelz zu, ohne sich um den schreienden Reiter zu bekümmern. Erst nach wiederholtem Rufen meinerseits wandten sie sich diesem zu. Mein Dolmetsch Tutai packte den Alten unbarmherzig am Zopfe und zog ihn aus der Strömung, dann erst nahm er ihn hinter sich auf's Pferd. Als ich meine Leute ihrer Rohheit halber zur Rede stellte, meinten sie, der Pelz und das Pferd seien doch viel mehr werth als der Kerl. Gar erbärmlich sah das Männchen aus, als es so von Wasser triefend vor uns stand. Meine Kirgisen zogen ihm Hemd und Kaftan ab und rangen sie aus, dann breiteten sie Beides ein wenig in der Sonne aus. Dabei zeigte sich, dass unsere Passe ganz durchnässt. waren. Ich übergab sie daher Tutai, der sie vorsichtig auf der Handfläche hielt, bis sie trocken geworden waren. Nachdem das Wasser aus Stiefeln, Bogentasche und Köcher gegossen war und die Kleider ein wenig trocken geworden, stiegen wir wieder zu Pferde und setzten unseren Weg fort. Jetzt waren auch die Pässe bald getrocknet, sie sind aber so zusammengeklebt, dass ich nicht weiss, wie man sie wieder öffnen wird.

Einige Werst jenseits des Ösök wurde das Land fruchtbarer und wir trafen schon Felder an, die mit Hirse oder Weizen besäet waren. Das Getreide war schon zum grössten Theile abgemäht und in hohen Schobern aufgeschichtet. Plötzlich hiess uns unser Convoi-Soldat den Weg verlassen und etwa 1 Werst nach Süden reiten, dann hielten wir vor einer Jurte, in der sich der hiesige Befehlshaber, ein Fundu-Boschko, aufhielt. Man forderte mich auf, in die Jurte zu treten, und hier fand ich einen

Mann in Arbeitskleidung sitzen, der einen der Pässe öffnete und las und uns dann sehr stolz mit den Augen musterte. Plötzlich fing er an, uns auf kirgisisch zu schimpfen: was wir hier wollten, wir seien gewiss Spione und wollten das Land des grossen Kaisers ausspioniren. Wüthend über dieses unwürdige Betragen, erklärte ich, ich würde direkt nach Süden zu dem nächsten Orte, der einige Werst vor uns lag, reiten und mich bei den dortigen Behörden beschweren; ich leide ein solches Betragen nicht, der Consul müsse mir Recht schаffеn. Darauf verliess ich die Jurte und stieg zu Pferde. Der Boschko zog nun andere Saiten auf, er habe nur gescherzt, ich solle doch bei ihm eine Sсhаlе Thee trinken. Ich kümmerte mich aber nicht weiter um ihn, sondern stieg zu Pferde, hiess meine Begleiter dasselbe thun und setzte ruhig meinen Weg fort. Unser kleiner Convoi-