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0346 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 346 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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rigen Stellen steigt er ab und führt das Pferd am Zügel. Alle diese Wagen sind blau angestrichen, sie sollen sämmtlich Miethkutschern angehören. Zwischen diesen Fuhrwerken hindurch winden sich mit Mühe und Noth Reiter, meist Soldaten und Beamte, dann aber auch viele der im Gebirge wohnenden Nomaden, Kaimücken, Kirgisen und Buruten (schwarze Kirgisen), die man an ihren Trachten wohl unterscheiden kann. Den Wagenzug unterbrechen Züge von Kameelen, Karawanen, die aus Mittelasien hier eintreffen und ihre Waaren bei den hiesigen Kaufleuten abzuliefern haben. Es tönt ein wildes Geschrei vom Fahrdamme

her, besonders wenn durch die Ungeschicklichkeit eines ~ Passirenden der ganze Zug in's Stocken gerathen ist. Dafür aber hat man nicht von dem unerträglichen Wagengerassel zu leiden, das die belebten Strassen europäischer Grossstädte charakterisirt.

Die beiden Häuserreihen, welche die Marktstrasse einfassen, bieten den merkwürdigsten Anblick dar. Hier ist Alles bunt, unregelmässig, in seinen Linien barock, und das Auge des Hinschauenden verwirrend. Die Häuser sind von den verschiedenartigsten Formen, aber alle einstöckig, dabei jedoch nicht gleichhoch. Alle Häuser sind mit Holzschnitzwerk verziert und die ganzen Wände mit buntem Papier, Inschriften, Laternen, bunten Zeugfetzen und Aushängeschildern behängt oder gleichsam überschüttet. Die Läden stehen fast ohne Ausnahme offen, das heisst, es fehlt der untere Theil der Aussenwand des Hauses und an seiner Stelle sind einzelne Stützpfosten, die zur Nachtzeit mit Brettern versetzt und geschlossen werden. Hier reiht sich buchstäblich Laden an Laden , denn die Werkstätten der Handwerker, die sich ebenfalls am Markte befinden, sind eben-sowohl Läden mit offenen Vorderwänden, nur mit dem Unterschiede, dass in diesen der Handwerker mit seinen Gesellen arbeitet. Die Läden sind meist schmutzig und das Holzwerk ist mit schwarzem Russ überzogen. Nur selten sieht man einen neuen Laden, der mit neuem Schnitzwerke versehen und mit Oelfarbe gestrichen ist.

Die Strasse selbst ist voll von Unrath und Schmutz, denn Jedermann wirft Kehricht und Küchenabfälle direkt auf die Strasse, wo .sie liegen bleiben und faulen; da die Strasse niemals gereinigt wird, so ist die ganze Atцlosphäre verpestet. Besonders stark riecht es überall nach Zwiebeln, dem Hauptgenussmittel der Chinesen und deren Abfälle überall auf dem Erdboden umherliegen. Auf