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0353 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 353 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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nur nach Absetzen der Pfeife durch Mund und Nase heraus; nachdem er zwei oder drei Pfeifen geraucht hat, pflegt ihm dieselbe zu entsinken; der Raucher liegt mit offenen Augen eine Weile wie besinnungslos da, schläft ein und erwacht erst nach einer Stunde, Starke Raucher sollen sechs bis acht Pfeifen nacheinander ausrauchen können. Diejenigen, welche sich dem Opium vollkommen ergeben haben, vermögen kaum drei Stunden ohne denselben zu leben; dergleichen Leute gehen sehr bald zu Grunde.

Tabakraucher sind alle Chinesen, sie schmauchen ùnunterbrochen aus ihren kleinen Pfeifen; zu Hause gebrauchen sie Wasserpfeifen; ebenso sind sie. unersättliche Theetrinker, diе Kanne steht stets am Feuer. Sie trinken meist nur Fu-Thee, der in lose gepressten Blöcken zu 1112 Pud verkauft wird. Dieser Thee muss wie der Ziegelthee gekocht werden. Die Chinesen geniessen ihn ohne jeglichen Zusatz und lauwarm. Wollen sie einen Fremden mit gutem Thee bewirthen, so geben sie diesen in eine feine Porzellanschale, übergiessen ihn mit kochendem Wasser und decken die Schale mit einem Porzellandeckel zu; so überreicht man das Gefäss. Der Trinkende schiebt den Deckel ein wenig bei Seite und schlürft durch den freigelassenen Raum, er muss die Tasse vorsichtig aufheben, damit der Theesatz in der Schale verbleibt. Für jede neue Schale wird frischer Thee eingelegt, derselbe ist äusserst wohlschmeckend. An den Fu-Thee muss man sich erst gewöhnen und dazu hat man hier Gelegenheit, denn er wird überall gereicht.

Lieber das Familienleben vermag ich weiter nichts Selbstgesehenes mitzutheilen, da ich nur in die Wohnungen der Нoaör-dan Einlass gefunden habe und auch für diese Besuche nur wenig Zeit übrig hatte. Ebensowenig war ich im Stande, hier Erfahrungen über den Charakter und die Denkweise der Chinesen zu sammeln. Der Hauptzug des chinesischen Charakters scheint mir, soweit ich erfahren konnte, Selbstsucht und Habgier zu sein. Jeder scheint nur an sich zu denken und nur die eigenen Interessen zu verfolgen. Ein solcher Gedanke muss sich einem Jeden aufdrängen, der auch nur ein paar Stunden auf einer chinesischen Strasse verweilt hat. Man sieht die Leute hier aneinander vorbeieilen und absolut nicht die geringste Aufmerksamkeit auf den Nachbar wenden. Ich glaube, wenn ein Leichnam auf der Strasse läge, würde nicht ein einziger Mensch an ihn herantreten, dafern es nicht. Jemanden gäbe, der sich einen