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0375 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 375 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Hierarchie entwickelt, die durch das religiöse Bewusstsein dеs.. Volkes getragen wird und deren Aufgabe es ist, das nationale Princip zu schützen sowie den schädlichen Einfluss der Umwohner abzuhalten. Der Knotenpunkt und die Spitze dieser Hierarchie liegen aber in der Stadt Kuldsha.

In jeder noch so kleinen Ansiedelung der Tarantschi befinden sich zwei geistliche Führer, ein Priester (Imam) und ein Lehrer (Mulla), auch ist überall eine Moschee und ein Schulhaus errichtet. Der Priester hat aufs Strengste die Gemeindeglieder zur Erfüllung der religiösen Vorse:giften anzuhalten. Vernachlässigungen oder Verletzungen derselben berichtet er an das Oberpriestercollegiuin (Achunlar), das durch den Hekim die Bestrafung der betreffenden Person veranlasst. Der Lehrer hat im Sommer wenig zu thun, denn der Unterricht findet nur' im Winter statt, dann aber auch täglich und fast den ganzen Tag hindurch, natürlich machen Feier- und Festtage eine Ausnahme. Zwar steht es Jedem frei, seine Kinder unterrichten zu lassen, und mancher Vater schickt seine Kinder nicht zur Schule, da der Lehrer für jedes Kind eine kleine Bezahlung erhält, aber dennoch sucht es der Priester theils durch Ueberredung , theils durch Gewalt dahin zu bringen, dass wenigstens ein Kind jeder Familie am Unterrichte theilnimmt. In diesen Schulen wird meist nur das Lesen gelehrt. Man beginnt das Lesen von Gebeten, des Heftijak und Koran in arabischer Sprache. Die Gebete müssen die Kinder so lange lesen, bis sie diese auswendig wissen. Nachdem die Kinder das mechanische Lesen arabischer Texte erlernt haben, giebt man denselben tatarische Texte: Erläuterungen von Glaubenssätzen und heilige Legenden. Schreiben lernt nur der kleinste Theil der Kinder und man muss den Lehrer für den Unterricht besonders honoriren. Daher kommt es, dass, obgleich 30-40 0/U der Bevölkerung zu lesen verstehen, kaum 100/0 schreiben können. Priester und Lehrer werden von den geistlichen Abgaben der Mohammedaner (dem Seket) erhalten.

In der Stadt Kuldsha sind viele Imame und Mulla, die zum grössten Theil, wie auch die Geistlichen und Lehrer bei den Landbewohnern, Eingeborene der Stadt selbst sind und auch hier ihre Ausbildung genossen haben. Oeffentliche Schulen giebt es hier durchaus nicht, sondern die Mulla geben in den Häusern Privatunterricht, an dem sich eine kleinere oder grössere

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