National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0390 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 390 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 352 —

scheidet, ist der Islam, zu dem sich alle Chinesen ohne Ausnahme bekennen. Zwar ist bei vielen türkischen Stämmen, wie bei den Kirgisen, der Islam zur reinen Aeusserlichkeit herabgesunken, aber bei keinem dieser Stämme ist dies in so hohem Grade der Fall , als bei den Dungenen. (Ich wiederhole hier die Worte eines Mohammedaners , der sich längere Zeit unter den Dungenen aufgehalten hat). Was sie von den Lehren des Islam wissen, ist so wenig , dass man sie fast nicht Mohammedaner nennen darf, denn ihre ganze Kenntniss der Religion beschränkt sich darauf: die Buddha-Götzen darf man nicht anbeten, darf kein Schweinefleisch essen, muss das Vieh nach den Vorschriften des Korans schlachten, und nur Fleisch von so geschlachtetem Vieh darf man zu sich nehmen, soll keinen Branntwein trinken, muss einen Monat fasten und von Zeit zu Zeit im Hause und in der Moschee beten. Von allen diesen ihnen wohlbekannten Vorschriften wird nur die die Fleischspeise betreffende streng beobachtet, die Fasten halten sie zum grössten Theil nicht und besuchen höchst selten die Moschee. Die Dogmen und Lehren des Islams liegen ihnen ganz fern, und selbst ihre Imame , wenn sie nicht Tataren sind, können nur die nothwendigen Gebete ohne jegliches Verständnis hersagen. Ein Dungenen-Priester, der bei den Tataren-Lehrern im alten Kuldsha seinen Unterricht genossen hatte, sagte mir einige Koran-Verse her, und ich muss in der That gestehen, es war nicht zu unterscheiden, ob dies Chinesisch oder Arabisch war. Manche Dungenen sprechen tatarisch, aber ebenso wie die chinesischen Kaufleute; selbst in ihrem Aeusseren halten sie die Vorschriften des Scharijat nicht. Sie scheeren nur den halben Kopf und tragen, gleich den Chinesen, einen Zopf; ihre Kleidung ist chinesisch, nur auf dem Kopfe tragen sie, wie alle Mohammedaner, ein Chinesen - Käpsel, während die Chinesen meist im Hause mit unbedecktem Haupte gehen. Das Verbot des Branntweintrinkens und des Genusses gewisser Fleischspeisen trennt sie am Schärfsten von den Chinesen, denn die Befolgung dieser Vorschriften hält sie fern von den öffentlichen Lustbarkeiten und Gasthäusern derselben.

Ich habe schon vorher erwähnt, dass die Dungenen von den Chinesen Chui - Chui genannt werden, die Tataren nennen sie Dungan. Ueber den Ursprung dieses Namens kann ich leider Nichts angeben, denn die Etymologie der tatarischen Sagen,