National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0396 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 396 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 358 —

des Ili-Thales, wie viele auch von ihnen getödtet und gemartert werden, ihre Schlechtigkeit hat nicht nachgelassen, deshalb hat man sie auch ,Tschämpn' genannt. Wenn die Kinder den Eltern nicht gehorchen, so ruft man ihnen, um sie zu erschrecken, zu: , ein Тschämpän kommt'. Der Tsсhämpän isst Alles, was sein Auge erblickt: Schweinefleisch, Hunde, Katzen, Ratten, }'rösche und Schlangen. Nirgends giebt es mehr Diebe, Spieler, Säufer und Opiumraucher als bei den Tsсhämpän, darum giebt

es auch bei keinem Volke des Ili mehr herumtreiberisches Ge-sindel, das im Winter weder Kleidung leid Speise, noch Wohnung hat und das vor Noth, Hunger und Keilte auf den Strassen umkommt. Aber alle Noth bat ihre Schlechtigkeit nicht verringert.

Trotz alledem lässt sich nicht leugnen, dass den Tsсhämpän eine Kraft innewohnt, die wir vergebens bei den Chinesen suchen; was ein Tsсhämpän unternimmt, führt er durch. Kein i Hinderniss, keine Gefahr ist im Stande, ihn von seinem Vor- t haben abzuhalten; so ist er auch zu den schwersten Arbeiten tauglich und ein Tsсhämpän arbeitet so viel wie drei Chinesen oder zwei Tataren."

I

Jetzt gehe ich zu dem letzten Volksstamme chinesischer Zunge über, den wir im Ili-Thale antreffen, zu dem herrschenden Volke der 161andschu. Trotz der strengen Scheidewand, durch die das Landesgesetz die Iandschu von den Chinesen trennt, urпl denselben ihre frühere Thatkraft und Stärke zu erhalten, ist der мandschu-Stamm dennoch vollkommen dem chinesischen Einflusse erlegen. Sprаchе, Sitten und Religion, die theuersten Besitzthümer jedes Volkes, an die sich jedes Volk klammert, so lange es noch einen Funken Selbständigkeit in sich fйhlt, sind den Maridscliu vollständig verloren gegangen; sie, die Herren, haben durch die Unterjochten ihre Selbständigkeit eingebйis t, ohne auch nur eine Spur von Einwirkung auf das unterworfene Volk ausgeübt zu haben. Nichts ist den Mandschu übrig geblieben von ihrer früheren Kraft und ihrem kriegerischen Sinne als der Stolz und Hochmuth der herrschenden Race, und dieser Stolz, man möchte sagen diese Ueberhebung, ist es auch allein, die sie von allen anderen Stämmen scheidet. Jeder Лlandschu-Soldat dünkt sich bei Weitem höher als der höchste Beamte der Mongolen oder Tataren, der sich seinerseits auch wohl in Acht nimmt, einen Maridschu zu beleidigen.

I

1

i