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0408 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 408 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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370 —

Kommen sie ein zweites Mal zurück, ohne sich gebessert zu haben, so werden sie zum Tode verurtheilt.

Wer einen Menschen getödtet hat, wird stets zum Tode verurtheilt; diesem Urtheil Verfallene richtet man aber nicht gleich hin, sondern hält sie oft zwei bis drei Jahre im Gefängnis.

Niemand unter den sieben Völkern des Ili, schliesst mein Berichterstatter seinen Bericht, versteht so gut Verbrecher zu verhören, wie die Mandschu, und sie sind in diesen Verhören gerechter als die Beamten der übrigen Völker; wenn sie nicht die Menschen bedrückten und viele Geschenke verlangten, so könnte man sich keine besseren Richter wünschen.

Die Finanzlage des Ili-Thales bietet jetzt ein ziemlich trauriges Bild. Die Central-Regierung hat seit vielen Jahrzehnten alle Zuschüsse zur Erhaltung des Heeres und der Verwaltung verweigert und fordert sogar noch ein bedeutendes Quantum von Steuern aus der Provinz. Die Mandschu-Soldaten sterben fast vor Hunger, die Soldaten der Militär-Kolonieen erhalten keinen Sold und sind dadurch der Regierung entfremdet, die Tataren werden bis aufs Blut ausgesogen und zu Grunde gerichtet. Um ihr Leben fristen zu können, müssen alle Beamten, die seit langer Zeit keinen Sold erhalten, das Volk bedrücken. Die hohen Beamten sind gezwungen, die Stellen der niederen Beamten den Meistbietenden zu überlassen, um durch diese Einnahmen ein irgendwie ihrem Range entsprechendes Leben führen zu können. Nur mühselig schleppt sich die Regierungsmaschine vorwärts und droht jede Minute stille zu stehen und in Trümmer zu fallen. Die Macht der Mandschu, die noch vor 100 Jahren der Schrecken Asiens war, nähert sich ihrem Ende, wenigstens hier in den westlichen Provinzen des chinesischen Reiches. Und doch sind gerade diese Provinzen so unendlich reich an inneren Hülfsquellen, dass sie bei einer nur irgendwie geregelten Verwaltung durch sich selbst bestehen könnten. Aber nichts thaten die Mandschu in den letzten Jahrzehnten zur Hebung des Landes; Nehmen und Nehmen war und ist ihr einziger Gedanke. Das unverhältnismässig grosse Heer, das man im Ili-Thale hält, kann natürlich nicht von dem kleinen Landstriche erhalten werden, sondern bedurfte zu seiner Unterhaltung bedeutender Zuschüsse aus China; als diese Zuschüsse nach den Aufständen im eigentlichen China, nach dem Tode des Kaisers Dau-Wang, ausblieben, wäre das einzige Mittel zum Gedeihen der Provinz