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0413 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 413 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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aus Lehmziegeln aufgefïihrt und mit einem Zaune von Schilf umgeben. Dicht bei den Hütten befinden sich die Gemüsegärten, in denen Mais, Tabak und besonders viel Mohn angepflanzt ist, ausserdem Gemüse, Radieschen, Rettig, Schnittlauch und Zwiebeln. Diese Gemüsegärten bilden kleine, regelmässige Vierecke, die eine gleichmässige Bewässerung zulassen. Ueberall scheint äusserste Armuth zu herrschen, man sieht, dass die Ansiedler nur das nackte Leben aus dem Aufstande gerettet haben. Da sich in meiner Begleitung ein Schibä (Bitä) befindet, der bei mir den ganzen Winter zugebracht hatte und von Wernoje aus die Verwandten am Borochudsir von seiner bevorstehenden Ankunft benachrichtigt hatte , so war mein Zimmer sehr bald nach unserer Ankunft. von Schibä-Ansiedlern, Verwandten des Bitä, angefüllt. Ich machte während dieser Besuche den stillen Beobachter. Die Begrüssungen gehen streng nach Ordnung und Sitte vor sich. Vor älteren Verwandten beugt man da.s Knie, jüngere Verwandte erweisen sich dieselbe Ehrfurcht, Altersgenossen machen sich gegenseitig Knixe. Diese ceremoniellen Begrüssungen machen auf den Beobachter einen höchst. komischen Eindruck. Am Abend machte ich mit Bitä noch einen Spaziergang durch einen Theil der Schibä-Colonie und wurde als ein die Mandscbusprache sprechender Russe allgemein ange-' staunt. Wir besuchten Вitä's Bruder, der in einem geräumigen und ziemlich wohlhabend eingerichteten Hause wohnt, da es ihm gelungen, einen Thei1 seiner Habe aus dem Kampfe zu retten. Interessant war es für mich , zu beobachten, eine wie enge Zusammengehörigkeit der Familienglieder bei den Schibä besteht. Die scharfe Scheidung zwischen älteren und jüngeren Verwandten manifestirt sich in jeder Handlungsweise, beim Begrüssen, beim Sitzen, beim Reichen irgend eines Gegenstandes, beim Sprechen; überall sieht man den Unterschied zwischen Aelteren und Jüngeren. Hier begreift man, warum bei allen Völkern, die chinesischer Kultur unterlegen sind,. eine Namensscheidung zwischen älteren und jüngeren Verwandten jeden Grades der Verwandtschaft. besteht. Die Kulturverhältnisse erklären uns oft unverständliche sprachliche Erscheinungen.

(Den 2. Juni.) Heute war ich viel von den russischen Offizieren in Anspruch genommen. Ich habe da manches Interessante erfahren. Man hat an die Ansiedler Gewehre aus-