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0469 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 469 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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tretenden Fremden schwer werden, die einzelnen Ansiedlungen von einander zu unterscheiden. Dörfer, wie bei uns, giebt es nicht, da ja die Candle, die Lebensadern aller Ansiedelungen, hier nur kleine Häuser- und Gartengruppen gestatten. Mehrere dieser unregelmässig zerstreuten Häusergruppen, die ein .und denselben Hauptcanal benutzen, bilden einen Kyschlak. Das

1   Wort Kyschlak heisst ursprünglich Wintersitz, wie ja auch heute

I   noch die Kirgisen ihre Wintersitze Kystau nennen. Das Wort

ï mag daher kommen, weil die ersten türkischen Einwohner hier

als Nomaden einzogen, und nur den Winter an den Flüssen und in den Gärten zubrachten. Da die Candle sich in allerlei Windungen durchschlängeln, so kommt es häufig vor, dass Gehöfte eines Kyschlak zwischen denjenigen eines anderen Kyschlak eingezwängt liegen. Trotz dieses Zerstreutliegens der einzelnen Gehöfte stellt dennoch der Canal eine so enge Verbindung zwischen ihnen her, wie kaum das örtliche Zusammenliegen unserer Dörfer. Die gemeinsame Herstellung der Schäden am Candle, die Regelung im Gebrauche des Wassers zwingen die einzelnen Besitzer, sich nahe aneinander zu schliessen.

Dies konnte ich bei . der Grenzregulirung zwischen Buchara

und den russischen Besitzungen recht deutlich erkennen. Man war gezwungen, die Grenze in allerlei Windungen und Krümmungen durch das Serafschan-Thal zu führen, da es unmöglich war, auch nur ein Gehöft aus dem früheren Kyschlak-Verbande zu reissen, ohne die Leute mit ihren Lebensverhältnissen in die grösste Verlegenheit zu bringen.

Zwischen dieser ununterbrochenen Reihe von Kyschlaken

haben sich eine ganze Anzahl von Knotenpunkten gebildet, die mehr unseren Dörfern gleichen. Dies sind die Marktflecken (Basar). Die Basare sind gewöhnlich sehr grosse Kyschlake, in deren Mitte, um den eigentlichen Marktplatz, die Gehöfte sich schon dichter gruppiren.

Hier haben sich schon einzelne Handwerker angesiedelt,

während in den Kyschlaken nur Acker- und Gartenbauer leben. Кaufleute giebt es nur selten. Der Marktplatz, der sich in der Mitte befindet, ist meist ein weit ausgedehnter leerer Raum, auf dem nur einzelne Lehmbaracken stehen. Diese Lehmhütten, die einem Kasten gleichen, dem die vordere Wand fehlt, stehen alle leer und werden nur an den Markttagen bezogen. An freien Tagen sind diese Marktplätze die einzigen Einöden, die zwischen

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