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0474 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 474 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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vom Markte entfernten Strassen. Das Einzige, was Samarkand von den übrigen Städten uцterscheidet, sind die Baudenkmäler einer besseren Vergangenheit, die aber halb in Schutt und Trümmer zerfallen sind und vorwurfsvoll auf das Krämervolk herabblicken, das nicht einmal, die heiligen Stätten der Vergangenheit einigermassen in tauglichem Zustande erhalten konnte.

Das eigentliche Samarkand habe ich zu einer sehr ungünstigen Zeit besucht, so dass ich mir nur nach Vergleich mit den übrigen Städten einen Begriff von diesem Orte bilden kann. Als ich in Samarkand einzog, war der Markt zum grössten Theile ein Aschenhaufen, aus dem noch hohe Rauchsäulen aufwirbelten ; die Strassen waren durch die eingestürzten Häuser mit einer fusshohen dünnen Staubschicht bedeckt, die sich bei ,jedem Schritte des Pferdes wie eine dichte Rauchwolke erhob und Mund und Augen des Reiters mit einer Schmutzschicht überzog, so dass man kaum zu sehen vermochte. Die Bevölkerung, besonders die Gelehrten, die bei ihrem Treuebruche den Zorn der Russen am meisten fürchteten, waren entflohen, und selbst der unversehrt gebliebene Theil des Marktes war an den Markttagen fast menschenleer. Ich konnte dahér hier nur geringe Materialien sammeln und musste mich damit begnügen, die alten Baudenkmäler und die Judenstadt zu besuchen.

Selbstverständlich sind die Bauwerke der Stadt Samarkand nur Medressen, Moscheen und Grabmäler, denn wie könnte der Muselman Mittelasiens seine Lügenwelt durch Baudenkmäler verherrlichen? Obgleich der grösste Theil der Denkmäler Samarkands schon von Vambéry beschrieben, so will ich sie dennoch hier noch einmal aufführen, da bei der Beschreibung Vambéry's sich viele Versehen eingeschlichen haben.

Die ältesten Denkmäler stammen aus der Zeit Timurs. Das interessanteste und besterhaltene ist das Grabmal Timur-Lenks, des Welteroberers, das Türbeti Timur. Es ist aus Ziegelsteinen gebaut, die aussen mit einer Glasur überzogen sind, so dass die Aussenwände sehr geschmackvolle Mosaik-Arabesken zeigen. Gebaut ist die Grabmalskapelle in einem Achteck mit einer melonеnförmigen, mit b auеr Glasur überzogenen Kuppel; an den Seiten erheben sich zwei mächtige, hohe, aus Ziegelsteinen gebaute Säulen, in denen früher eine Wendeltreppe emporführte; jetzt soll es lebensgefährlich sein, dieselbe zu ersteigen. Auch die Säulenwand ist mit Mosaik-Arabesken aus glasirten Steinen