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0492 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 492 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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bedarf, da Kokand alle russischen Waaren über Taschkend bezieht. . Auch die Industrie wird in Samarkand wenig betrieben, es sind hier nur sehr wenige Fabriken von Baumwollen- und Sei-. denzeugen. Die Hauptbeschäftigung der Einwohner ist: Garten-und Seidenbau. Was Samarkand hauptsächlich vor den übrigen

Städten auszeichnet, ist seine Vergangenheit, die vielen Stätten der Heiligen, zu denen die Umwohner in grosser Zahl pilgern.

3. K a t t y Kurgan. In Katty Kurgan, der etwa 60-70 Werst westlich von Samarkand, am Canale Nurpai gelegenen Stadt, • musste ich mich wider meinen Willen über eine Woche aufhalten, da die Bucharischen Grenzсommissäre auf sich warten liessen. Wir waren hier sehr gut einquartirt; in dem prächtigen Garten des Emirs hatten wir rund um den grossen Teich in einer von mächtigen Karagatsch-Bäumen dicht beschatteten Allee unsere Zelte aufgeschlagen. Der Garten des Emirs ist ziemlich. gross, er entspricht zwar nicht unseren Begriffen vom Parke eines Lustschlosses, zeichnet sich aber dennoch durch seine regehnässige Anlage, die sonst hier bei Gärten ganz fehlt, durch seine riesig hohen Bäume, durch die schönen breiten Wege, die von hohen weinumrankten Spalieren überdeckt sind, recht vortheilhaft aus. An der Seite des Gartens liegt das Haus des Emirs, das aus mehreren Flügeln und Höfen besteht. Es ist eine recht angenehme Sommerwohnung, die sich aber nirgends durch besonderen Schmuck auszeichnet. Im Hauptflügel ist ein grosser Saal mit zwei Fenstern nach dem Garten, die zur Tageszeit geöffnet wurden, und eine Gallerie nach dem an der andern Seite befindlichen Hofe. Auf dem letzter i liegt eine kleine Moschee und neben dieser die Wohnzimmer der Beamten. Rechts von

dem Hauptgebäude sind die Frauenwohnungen, in deren Mitte ein verdeckter Hof, der von der Decke aus durch Thurmf'enster sein Licht erhält. Die Wände sind überall schlicht geweisst. An diesen Hof schlieren sich noch mehrere andere Höfe für die Stallungen und Bedienungen an. Hier hielt sich gewöhnlich der Emir jeden Sommer ein bis zwei Monate auf, und ich habe hier wahre Schreckensgeschichten von seiner Unsittlichkeit erfahren. Er war stets von einem Tross von Weibern und Knaben begleitet und ergänzte denselben unablässig durch frische Waare von seinen lieben Unterthanen. Ich ziehe vor, über die Unzucht dieses Sommerlebens zu schweigen, das bei Weitem die ausgefeimtesten Ausschweifungen unserer civilisirten Welt übertrifft.