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0521 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 521 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000224
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ganz unbewaffnete Menge die Armee nur dem Scheine nach ver grössert, ihr aber sonst in jeder Beziehung Schaden bringt, ist selbstverständlich. Und so sehen wir auch, wie bei jedem Zusammenstosse mit den Russen der grösste Theil der Armee beim ersten Kanonenschusse die Flucht ergreift. Bei Einnahme von Städten bilden die Einwohner derselben einen grossen Theil der Vertheidiger, und sie sind es, die besser kämpfen als die sie schützenden Soldaten. So habe ich allgemein von Augenzeugen vernommen.

Der Hauptbefehlshaber der Armee ist der Asker Baschi, der sich bei dem Emir in Buchara befindet. In dem diesjährigen Kriege war Oberkommandirender der Armee Osman Beg, ein vor einigen Jahrzehnten von der sibirischen Linie entflohener Kosak. Auch sonst sollen noch desertirte und gefangene russische Soldaten, die zum Theil ursprünglich Mohammedaner gewesen sind, hervorragende Stellen in der Armee einnehmen. Ein bedeutender Theil der Truppen des Emirs sind die angeworbenen Afghanen, von denen in diesem Jahre etwa 200-300 Mann unter Oberbefehl des Iskender Chan zu den Russen übertraten. Es ist, wie ich selbst gesehen, ein schreckliches Gesindel, das nur der Beute wegen sich dem Kriegsdienste widmet. Sie sollen auch ohne jegliche Gewissensbisse in diesem Jahre gegen ihre Glaubensgenossen und ihren früheren Herrn tapfer gekämpft haben. Die Armee besteht zum grössten Theil aus Reiterei (die Truppen der Begschaft und die neu angeworbenen Hülfstruppen), die eine sehr ungleiche Bewaffnung hat und ohne jegliche Ordnung auf den Feind eindringt. Bedeutend weniger an Zahl sind die Fusstruppen, die hauptsächlich die Leibgarden des Emirs ausmachen. Sie sind besser bewaffnet und sollen schon zum Theil eine Art Uniform haben. Auch sollen sie zum Theil schon eingeübt sein und zwar theils durch russische Deserteure, theils durch Afghanen, die in Indien bei den Spahis gedient haben. Die Artillerie war bis jetzt fast nur Festungsartillerie. In dem letzten Jahre wurde sie aber schon im Felde benutzt und die Kanonen transportabel gemacht. Der Emir scheint über 40-50 Kanonen zu verfügen. Im Schiessen ist diese Artillerie

höchst ungeschickt und fügt dem Feinde fast gar keinen Schade

zu. Die Kanonen selbst sind sehr schlecht, die Kanonenrohre

schlecht gegossen und die Kugeln nicht glatt. Als im vorigen Jahre ein russischer Artillerie-Offizier gefangen wurde, verlangte