National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0522 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 522 (Grayscale High Resolution Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

480.—

der Emir, er solle die Artillerie exereiren. Da er nach vielem Weigern sich endlich zum Exercirplatz begab und ihre Uebungen mit ansah,. konnte er sich kaum des Lachens über die aberwitzigen Manipulationen enthalten. Doch der Artillerie-Kommandeur machte ihn im Geheimen darauf aufmerksam, dass er hier Alles loben müsse, sonst koste es ihm den Kopf, und zwar wurde ihm dies in russischer Sprache gesagt. Dies that er denn auch und wurde vom Emir beschenkt und nicht weiter behelligt. Wie weit die Kriegskunst bei den Bucharen vorgeschritten und was sie von den Siegen der Russen denken, beweist das eifrige Suchen und Fragen des Bucharischen Abgesandten Mussa Bai nach Büchern, aus denen man die Kunst zu siegen erlernen könne; er soll sich sehr bestimmt geäussert haben, dass ein Du'a (ein Zauberspruch) hierbei im Spiele sei.

Von höheren Bucharischen Beamten lernte ich zwei Abgesandte, die den unterzeichneten Friedensakt des Emirs nach Samarkand in das Hauptquartier überbrachten, und drei Bege während meines zufälligen Aufenthaltes bei der Grenzregulirung kennen.

Was die Gesandtschaft des Emirs betraf, so bestand sie aus drei Personen, dem Mussa Bai, dem Mirachor des Emirs, einem Geistlichen (Ischan) und einem Finanzbeamten. Mussa Bai war ein gewandter alter Mann, ein schlauer Sсhнneichler, der stets in süsser Rede die schönsten Versprechungen machte. Wir wurden die besten Freunde, so dass er mir schon bei dem zweiten Zusammentrеffen ein persisches Geschichtswerk verehrte, es aber noch auf einige Tage bei sich behalten wollte, wogegen ich ihm einen schönen Koran schenkte. Aber er reiste ab, ohne mir das unter so schönen Redensarten geschenkte Buch einzuhändigen. Er plauderte viel, aber meist leeres Zeug. Der zweite Abgesandte, ein hoher Geistlicher von turkmenischer Abstammung, machte einen viel besseren Eindruck; er war ernst, streng und offen in seinem Benehmen und sein Auftreten sehr würdevoll. Bei unseren Zusammenkünften erzählte er mir viel von den Turkmenen. Unsere Hauptunterhaltung drehte sich aber um den Islam. Er suchte mich von der Trefflichkeit dieser Religion zu überzeugen und wollte mich durchaus zum Uebertritt bewegen; unser Streit wurde manchmal recht heftig, und ich muss gestehen, er führte ihn mit vieler Gewandtheit. Von dem dritten Gesandten habe ich nie ein Wort vernommen, er