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0012 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 12 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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in den fruchtbaren Thalern des östlichen Theiles der grossen altaischen Bergkette getrennt von ihren weiterziehenden Nach-

barn zurückblieben. Auf diese zurückgebliebenen Stämme haben

jetzt schon die benachbarten Völker einen grossen Einfluss gewonnen, so dass das Schamanenthutu von Osten her durch den

Buddhismus, von Norden und Westen aus durch das Christenthuns

eingeengt wird. Da alle Abakan-Tataren officiell als getauft aufgeführt werden und auch viele Sojonen Buddhisten geworden

sind, so sind es nur noch die altaischen Bergkalmücken, die

Teleuten, die Schwarzwald-Tataren und die Schoren, die zum grössten Theil sich offen zum Schamanismus bekennen. Ein

Theil der sibirischen Tataren ist erst im letzten Jahrhundert auf russischem Gebiete dem Einflusse der Mohammedaner erlegen. Dies sind die Baraba-Tataren, die Tara-Tataren (Kurdak) und die . sogenannten Tomsker Teleuten.

Bevor ich den Beschwörungskultus der Schamanen schildere, will ich versuchen, die Weltanschauung des Schamanenthums

darzulegen. Diese Aufgabe ist eine sehr schwierige, sobald man sich daran macht, ein Gesammtbild zu entwerfen, weil das Ganze aus widersprechenden Einzelnachrichten gewonnen werden muss. Dabei werden wir bei der Erforschung des Schamanismus durch keine Spur 'von schriftlichen Dokumenten unterstützt. Um wie viel schwieriger muss also hier die Zusammenstellung eines Gesammtbildes sein, wenn es schon schwer ist, schriftlich überlieferte Mythen, z. B. des griechischen Alterthums, zu einem Ganzen zu vereinigen. Dabei hat das Volk, das hierbei unsere einzige Quelle ist, nur eine sehr dunkle Vorstellung von seinem Glauben. Die Schamanen selbst, die uns die einzige sichere Quelle sein könnten, fürchten sich allgemein, ihre Geheimnisse zu verrathen und hüllen sich stets in den Nimbus des Geheimnisses, den sie für ihren Erwerb so nöthig haben. Ich war daher nicht wenig erfreut, als ich in der Mission am Kebisen auf zwei getaufte Schamanen traf und hoffte auf reichere Ausbeute. Leider wurde auch in diesem Falle meine Hoffnung getäuscht, denn ich erhielt von ihnen auf alle meine Fragen keine andere Antwort, als: „Unser früherer Gott ist schon so ergrimmt genug, dass wir ihn verlassen haben; was wird er thun, wenn er erfährt, dass wir ihn jetzt noch verrathen? Aber noch mehr fürchten wir den russischen Gott, wenn 'er hört, dass wir von dem alten Glauben sprechen. Was wird uns da für Rettung sein? (auda arga nä