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0022 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 22 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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erreicht, so erfasst der Körmös die noch lebende Seele des Menschen und zieht sie mit sich fort bis zur siebenten Schicht der Unterwelt vor den Richterstuhl des Erlik. Hier geben beide Begleiter, der Jajutschi und der Körmös, Zeugniss von den Thaten des Gestorbenen. Hat der Mensch mehr Gutes als Böses gethan, so hat Erlik Kan über ihn keine Macht. Der Körmös verlässt ihn, und der Jajutschi bringt ihn empor aus dem Reiche der Finsterniss. Die Seele des bösen Menschen hingegen verlässt ihr Schutzgeist, der Jajutschi, und Körmös schleppt sie hinab bis zur tiefsten Schicht der Unterwelt, wo sich die grausige Hölle befindet. Hier ist ein riesiger Kessel, der mit kochendem Theer angefüllt ist, in diesen Kessel schleudert der Körmös die Seele des sündigen Menschen. Nach einiger Zeit erhebt sich dieselbe über die Oberfläche des brodelnden Theeres zu verschiedener Höhe. Die ärgsten Sünder, die während ihres Erdenlebens keine guten Thaten vollführt, bleiben ewig unter der Oberfläche; die Seele des Menschen aber, den die Sünde weniger tief in die Verdammniss hinabzieht, steigt empor, so dass der Scheitel mit dem Zopfe aus der schwarzen Flüssigkeit des Kessels hervorsieht. Bessere Menschen sinken weniger tief, so dass der ganze mit Haaren bedeckte Theil des Kopfes sich ausserhalb des Kessels befindet. Je mehr gute Thaten der Mensch zu verzeichnen hat, um so höher entsteigt er dem Kessel, so dass bei Einigen die Stirn, bei Anderen die Augenbrauen und so allmählich Augen, Nase, Mund, zuletzt der ganze Kopf bis zum Kinn, dann mit dem Halse zu sehen ist. So ergiebt sich, dass die guten Thaten, welche der Mensch während seines Lebens verrichtet hat, auch nach dem Tode nicht verloren gehen, und dass die schreckliche Strafe des Erlik, die Verdammniss, nicht für die Ewigkeit ist. Die Seligen im Himmel vergessen nicht die Wohlthaten, die sie von Sündern empfangen haben; sie und die Vorfahren des Sünders schicken ihre Jajutschi zur HöЁlе hinab, um ihren dort schmachtenden Wohlthätern Hülfe zu leisten. Der Jajutschi sucht den Wohlthäter und Nachkommen seines früheren Schützlings auf, fasst ihn beim Zopfe (weshalb auch jeder Kalmück éinen solchen trägt) und bemüht sich, ihn aus dem kochenden Theer herauszuziehen. Die Kraft des Jajutschi steigt im Verhältniss der Bеdeutung der von dem Sünder erwiesenen Wohlthat, so dass er allmählich den Sünder immer höher. hebt. Ist es ihm zuletzt gelungen, den Siinder