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0064 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 64 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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kann man aber sagen, dass alle Opferfeierlichkeiten in ähnlicher Weise vor sich gehen, wie die hier eben beschriebene. Einige Schamanen schliessen während des Schamanisirens die Augen, andere schamanisiren mit offenen Augen. Einige tanzen so wild, dass sie zuletzt wie todt zusammensinken, andere gerathen in eine so heftige Extase, dass man sie zuletzt festhalten und festbinden muss, was nur mit äusserster Kraftanstrengung mehreren Männern gelingt. Dann zittert und zuckt der gefesselte Schaman oft noch eine lange Zeit lang und sucht sich loszuwinden, bis ihm die Trommel entfallt und er dann wohl stundenlang wie todt daliegt. Andere Schamanen sind viel ruhiger und hören von selbst mit dem Schamanisiren auf.

Ebenso ist die Beschwörung je nach dem Geiste, dem das Opfer dargebracht wird, eine etwas abweichende. Am meisten weicht das dem Erlik dargebrachte Opfer ab, doch habe ich über diese Opferbringung keinerlei genauere Nachrichten einziehen können. Dies ist auch selbstverständlich, hier ist die

Furcht vor Strafe zu gross.   .

Die höchste Kunst der Schamanen ist die sogenannte Reinigung der Jurte. Diese geschieht am vierzigsten Tage nach dem Tode eines Familiengliedes. Nur wenige Schamanen vermögen. diese Beschwörung immer glücklich auszuführen, und deshalb werden von reichen Leuten zu dieser Beschwörung oft von fern her weitberühmte Schamanen herbeigerufen und für ihre Mühe reichlich vergütigt. Die Reinigung der Jurte wird gewöhnlich unter besonderer Нülfeleistung des Jajyk Kan ausgeführt und ihm für diese Hülfe auch Opfer dargebracht. Die Reinigung der Jurte ist besonders dann wichtig, wenn mehrere Todesfälle hintereinander in . einer Familie eingetreten sind. Nach dem Glauben der Altajer nämlich verweilt die Seele des Todten gern noch einige Zeit im Hause und verlässt dasselbe unwillig allein, sondern entführt Oft mit sich noch andere Glieder der Familie oder Hausgenossen oder wenigstens Vieh in's Todtenreich; Jajyk Kan vermag nun am besten durch Herbeitreiben von Wasserfluthen die Rückgabe der schon zum Theil entführten Seelen zu erzwingen und die Seele des Todten selbst in die Unterwelt zu treiben.

Dieser Glaube von dem schädlichen Einfluss der Seele des Gestorbenen liegt zum Theil in dem festen Familienverhältnisse zwischen Todten und lebenden Verwandten, welches man als