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0066 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 66 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Namen der Verstorbenen und wandte den Kopf nach allen Seiten, gleichsam als ob er ' die Gerufene im , Hause suche. Zuweilen sprach er mit Fistelstimme, indem er die Stimme der Verstorbenen nachahmte, die ihn wimmernd anflehte, sie bei den Ihrigen zu lassen. Sie fürchte sich vor dem Wege, der sei so endlos weit, dass sie ihn nicht allein zurücklegen könne. Sie möchte so gern hier bei den Kindern verbleiben. Unbarmherzig drängt sie der Schaman durch die Macht seiner Trommel, die er ja vor dem Eintritte in die Jurte mit vielen und mächtigen Geistern gefüllt hat, von einer Ecke der Jurte in die andere. Erst nach langem Suchen und Drängen gelingt es ihm, die Seele der Verstorbenen zwischen Trommel und Orbu zu fassen und sie dann mit der Trommel gegen die Erde zu drücken. Sein Gesang tönt jetzt immer lauter und heftiger, wird aber noch immer von dem leisen Wimmern der Festgehaltenen unterbrochen.

Jetzt kehrt der Schaman die Zaubertrommel mit der Vorderseite zur Erde und schlägt so, dass die Schläge dumpf und hohl tönen, als ob sie tief aus der Erde hervordrängen. Auch der Gesang wird immer dumpfer und nimmt zuletzt einen gurgelnden Ton an, denn der Schaman entfernt sich von der Jurte und hat den Weg zur Unterwelt, zum Reiche der Todten .(üsüttär järinä) angetreten. Zugleich wird der Gesang immer leiser und geht zuletzt in ein leises Geflüster über. Mit einem heftigen Schlage zeigt er endlich seine Ankunft beim Todtenreiche an. Nunmehr beginnt eine Unterredung mit den im Todtenreiche sich befindenden früher verstorbenen Verwandten, zu denen der Schaman die Todte bringt. Sie verweigern die Aufnahme der neuen Seele. Der Schaman sucht sie zu übеrreden, bittet und' fleht. Alles vergebens. Da ergreift er die Branntweinflasche und credenzt den Todten das Lebenswasser. Sie nehmen es freudig an, es entsteht ein buntes Gewirr von allerlei Stimmen, die allmählich einen mehr und mehr lallenden Ton annehmen, da der Branntwein wirkt. Die Todten singen und jauchzen und daher gelingt es ihm endlich, die neue Seele bei ihnen einzuschmuggeln. Jetzt wird der Gesang des Schamanen immer stärker, da er das Todtenreich verlassen hat' und sich nun der Oberwelt wieder nähert. Oben angelangt, springt er plötzlich auf und geräth in heftige Verzückungen. Der Gesang geht zuletzt in ein wildes Schreien über, dabei tanzt der Schaman in wilden Sprüngen in