National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0071 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 71 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 59 —

der Einwirkung und der Verminderung, welche dieses Eindringen des Buddhismus bewirkt hat, festzustellen, bin ich nicht im Stande, da es mir an Material fehlt, um genauere Schlüsse zu ziehen. Weit grösseren Einfluss hat. auf die TürkVölker der Mohammedanismus gehabt und ihm ist es, wie ich schon oben erwähnt, zum grössten Theil gelungen , den Schamanismus vollständig auszurotten, trotzdem finden wir bei einzelnen Stämmen der türkischen Nomaden noch deutliche Spuren der früheren Religion. Nähere Angaben vermag ich in dieser Beziehung nur über die Kasak-Kirgisen zu machen.

Bei den Kirgisen giebt es noch viele Gebräuche, die sehr deutlich als Spuren des früheren Sсha.manenglaubens angesehen werden können. Alle diese heidnischen Gebräuche hier zu erörtern, würde mich zu weit führen; es möge genügen, hier der Baksa oder Wunderdoctoren zu erwähnen, die offenbar die Schamanen selbst sind, welche durch die Mulla's von ihrem Standpunkt der religiösen Führung des Volkes herabgestossen sind und nur noch als Charlatane, Wunaerdoctoren, Wahrsager beim Volke ein gewisses Ansehen geniessen. Nicht uninteressant wird es sein, zu beobachten, welche Veränderung it den Sсhamanengebeten unter dem Drucke der mohammedanischen Glaubenslehre vor sich gegangen ist.

Der Baksa unterscheidet sich schon in seinem Aeusseren von einem rechtgläubigen Mohammedaner, d. h. von dem jetzt allgemein üblichen Aeusseren der Kirgisen. Während die letzteren ihr Haupthaar gewöhnlich sehr glatt abscheeren, tragen die Baksa nur die Mitte des Kopfes abrasirt, lassen aber die Haare auf der Seite des Kopfes etwa fünf Finger breit über den Schläfen und den Ohren stehen und etwa 3-4 Zoll herabhängen. Eine solche heidnische Haartracht ist fanatischen Mohammedanern ein wahrer Gräuel; ich habe selbst gesehen, wie sich tatarische Kaufleute von einem Baksa mit Abscheu abwendeten und entsetzt ausspieen.

In der Kleidung unterscheidet sich der Baksa nur dadurch, dass er ein etwas höheres Kapsel als die übrigen trägt und ausserdem noch einen Federbüschel an demselben befestigt. Anstatt der Schаmanentrommel wendet der Baksa eine Art Geige oder vielmehr Violoncell an, das etwa 3-4 ј 2 Fuss hoch ist und Kobus genannt wird. Diesen Kobus stellt der Baksa vor sich, wie unsere Musikanten das Violoncell, und streicht auf ihm mit