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0091 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 91 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Wie gründlich diese Untersuchungen vorgenommen sind, beweist eine Notiz aus dem alten Tagebuch vom 2 B. November 17 25: „Lieutenant Rudolphi benachrichtete mir, dass für einigen Jahren umb dem Oby herumb sehr viel Mogilen oder heydnische Gräber sollten gewesen und mit vielem goldt und silber angefüllt gewesen sein, wären aber heutigen Tages durch die reuszischen Gräber so durchwühlet, dass es ein sehr besonderes grosses Glück sein müsste, dass man von ohngefähr noch auf et.wasz geriethe, und dürfte solches wohl so dann von schlechter importance sein.

Müller, der 1735 Sibirien besuchte, berichtet über die Graböffnungen Folgendes: „Die Gräber am Irtisch, Tobel, Ob und Jenissei sind erst zu Anfang dieses Jahrhunderts, nachdem die Kalmüken und Kirgisen davongezogen, von den russischen Bauern durchsucht worden. Ich habe noch viele Leute in Sibirien angetroffen, die sich von solcher Arbeit ehemals ernährt hatten, obgleich zu meiner Zeit, weil alle Gräber, wovon man Hoffnung gehabt, Schätze darein zu finden, schon aufgegraben waren, niemand mehr denselben nachging. Nicht anders als wie die Leute parteiweise auf die Zobeljagd ausgehen, so haben sie sich auch hier zu grossen Parteien zusammengethan, um die Arbeit unter sich zu theilen und mit verschiedenen. Grabhügeln eher fertig zu werden. Auf die westliche Seite des Irtysches hat sich bis zu den Zeiten, da ich in Sibirien gewesen, nicht

1! leicht Jemand gewagt, weil daselbst die Kirgis-Kosacken fast beständig herumstreifen. Es kann seyn, dass man in denselben Gegenden künftighin noch viel Kostbarkeiten entdecken wird."

Leider ist dieser Wunsch Müllers nicht in Erfüllung ge-

gangen. Meine Grab-Oeffnungen in der Kirgisen-Steppe haben mir auf'r Deutlichste bewiesen, dass die Gräber der KirgisenSteppe ebenso gründlich durchwühlt sind wie die Gräber am Ob, im Altai und am Jenissei. Da dies selbst südlich von Kopal bei Wernoje und am Issikul der Fall ist, so lässt sich annehmen, dass sich nicht allein die Russen, sondern auch die früheren Einwohner der Kirgisen-Steppe mit dergleichen Schatzgräbereien beschäftigt haben. So muss denn der Alterthumsforscher es als

n ein Glück ansehen, wenn er unter Hundе ten von Gräbern ein oder zwei Gräber findet, die äusserlich keine Spuren früherer Oeffnung zeigen, und wenn es ihm gelingt unter zehn dieser Gräber ein einziges unversehrt gebliebenes Grab zu entdecken.

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