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0098 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 98 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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periode des Altai und Sojonischen Gebirges Erfahrung und Kenntniss in der Metalllegirung besassen. Wie bedeutend die Kenntnisse der alten Metallgiesser waren, beweist die ganz wunderbare Härte einzelner feingearbeiteter Bronzemesser und Dolche, bei deren Anfertigung die Metallgiesser, da für sie ein höherer Preis gezahlt wurde, auch mehr Fleiss und Aufmerksamkeit verwenden

konnten.   .

Der Guss ist bei einzelnen besseren Stücken wunderbar schön. Die besseren Gegenstände wurden nach dem Gusse fein geschliffen und polirt, nur so lässt sich die feine und saubere Arbeit einzelner Zierathe erklären. Der Guss ist durchschnittlich sehr glatt und rein und zeigt von nicht geringer Geschicklichkeit des Giessers, da unter den vielen hundert Metallarbeiten, die mir zu Gesichte gekommen sind, nur zwei Gegenstände einen fehlerhaften Guss zeigten, so dass man die beim Gusse nachgebliebenen Löcher durch Eingiessen von geschmolzenem rothem Kupfer hatte ausbessern müssen, und zwar war einer dieser Gegenstände ein Kessel von 75 Pfund. Wenn einzelne Gegenstände roher gearbeitet sind als andere, so lässt dies meiner Ansicht nach nicht unbedingt auf eine frühere Periode ihrer Entstehung schliessen, ich habe z. B. in einem Grabe ein sehr roh und ein anderes sehr schön gearbeitetes Messer gefunden.

Die meisten Metallarbeiten zeigen eine reiche und vielen Geschmack beweisende Ornamentik. Die Ornamente sind 1) gradlinig, d. h. durch parallele und unter verschiedenen Winkeln sich schneidende Linien gebildet, dann Zacken und Zähne bildend und mit Punkten zusammengestellt; 2) von Kreislinien, Halbkreisen, Quadranten, concentrischen Kreisen; 3) in geschweiften Linien ausgeführt. Die letzteren Linien sind aber stets Thierformen entlehnt, entlehnt, wie gewundenen Schlangen, geschweiften Vogel schnäbeln, Vogelköpfen, Vogelhälsen, . sonstigen Thierköpfen etc. Sehr häufig sind ganze Thiere oder Theile von Thieren zum Schmucke an verschiedenen Gegenständen angebracht. Hierbei ist als charakteristisch für die Ornamentik dieser Periode anzuführen; dass man sich stets bemüht, die natürlichen Formen der Thiere möglichst genau nachzuahmen, so dass man auf den ersten Blick das Thier erkennen kann. Jede unnatürliche Ver-' zerrung oder Verrenkung, jede fabelhafte Verschlingung oder Darstellung von mythischen Ungeheuern ist der Ornamentik jener Zeit vollkommen fremd.