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0160 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 160 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Ausser den hier aufgezählten, aus Metall gearbeiteten Gegenständen finden wir fast in allen Gräbern des älteren Eisen-Zeitalters aus Knochen u,nd Holz geschnitzten Zierath. Besonders häufig sind knöcherne Gürtelschnallen mit knöcherner oder eiserner Zunge. Viele Schmuckarbеiten dieser Art befinden sich auch in der Eremitage. Einige denselben sind äusserst fein und sauber geschnitzt und mit relief gearbeiteten Arabesken verziert. Auf knöchernen oder hölzernen Platten sind sehr häufig Thierbilder ausgeschnitzt, die sich von denjenigen der Bronzeperiode auf's Deutlichste dadurch unterscheiden, dass sie nicht Nachbildungen natürlicher Thierformen sind, sondern Verzerrungen und fabelhafte Compositioneu von phantastischen Ungeheuern : Pferde mit Vogelköpfen, Vögel mit Tigerköpfen, Tiger mit Schwänzen, an deren Ende Schlangen- oder Vogelköpfe abgebildet sind. Elennthiere und Hirsche, an deren Geweih-zacken Vogelköpfe sich befinden und deren Maul mit einem Vogelschnabel versehen ist u. s. w. Also offenbar Darstellungen von mythischen Thieren, vielleicht Nachbildungen von Thiergötzen. Zu letzterer Annahme veranlasst mich auch noch besonders der Umstand, dass sich, wie ich schon vorher erwähnt, in dem grossen Grabe an der Katanda in der Birkenrindenschicht, etwa 11/2 Arschin über den Skeletten, in ein Kleidungsstück gewickelt allerlei Schnitzwerk aus Holz vorfand, das offenbar nicht zum Schmuck gedient hatte, sondern gewiss von religiöser Bedeutung war. Es waren mehrere auf ein Seidenband genähte, aus Holz geschnitzte Statuetten von Pferden natürlicher Form, deren Hufe mit Goldplättchen verziert. Eines der Pferde hatte einen Vogelkopf mit mächtig gebogenem Schnabel. Dann eine Art Schale, auf dem Boden zwei ineinander verschlungene, lang gestreckte Tiger mit Schwänzen mit Vogelköpfen versehen und ein wunderbar phantastisches Elennthier von riesiger Grösse, dem gegenüber ein Bär in natürlichen Formen angebracht war. Ausser diesen phantastischen Thierformen unterscheidet sich die Ornamentik des Eisen-Zeitalters noch besonders durch die Anwendung von Arabesken und verschlungenen Linien, die offenbar Pflanzenformen entlehnt sind, während mir kein einziger Gegenstand des Bronze-Zeitalters bekannt ist, welcher eine derartige Verzierung aufzuweisen hätte.

In allen Gräbern des Eisen-Zeitalters finden wir irdene Gefässe, doch diese unterscheiden sich von den ältesten Zeiten an