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0204 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 204 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Taschtû durchritten, wandten wir uns etwas mehr nach Westen, der Hügelkette zu. Hier erst erreichten wir die Höhe der Grenzscheide zwischen dem Systeme des Ob und dem des Jenissei. Jenseits derselben fiel das Land ebenfalls nur ganz allmählich ab , aber in der Ferne zeigten sich bedeutend höhere Gebirgsmassen und nach Osten hin eine Reihe hoher Sсhneegipfel. Der erste Fluss des Jenissei-Systems, den wir passirten, war der Mön, der sich in den Kara Кöl (schwarzen See) ergiesst. Am linken Ufer folgten wir jetzt dem Laufe des reissenden Mön, wo wir bald einen zweiten Arm desselben erreichten. Das Thal senkt sich hier bedeutend und zackiges.Gebirgsland umgiebt uns. Bald bietet die Natur romantisch wilde Abwechslung. Hier ragen mächtige Felsblöcke in mannigfaltiger Bildung empor, die dicht mit gelbem und rothem Moose bedeckt sind, dort sind Sümpfe und waldbedeckte Berge, hier kahle zerrissene Felsen, dort öde Bergkuppen, die der Waldbrand ihres Baumschmuckes beraubt hat; dann wiederum üppige Vegetation — Alles bunt durcheinander.

Hier trafen wir auf einen kleinen Nebenfluss des Mön, den Kulagasch, der in einer schmalen Schlucht zwischen steilen Uferbergen sich hindurchschlängelt. Der Weg zu diesem Flusse hinab war so steil, dass man jeden Augenblick befürchten musste, in die Tiefe hinabzugleiten. Die Passage des kleinen Flüsschen war ebenfalls mit Gefahr verknüpft, da die Strömung des Wassers sehr stark und das Flussbett mit grossen Steinen angefüllt war, die jeden Schritt der Pferde unsicher machten. Das jenseitige Ufer des Kulagasch war dicht mit Lärchenwald bewachsen. Da wir den Kara Köl nur spät am Abend hätten erreichen können und der Weg in der Dunkelheit nur mit Lebensgefahr zu passiren ist, so liess ich hier unser Nachtlager aufschlagen.

Von unserer Lagerstätte aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf den Kulagasch; der Fluss schlängelt sich zwischen den steilen Uferwänden hindurch. Am diesseitigen Ufer liegen die waldigen Bergwellen in frisches Grün der Lärchenbäume gekleidet, am jenseitigen Ufer graugelbe zackige Felsmassen, die vorn in den Schluchten mit einem Saume von Bäumen eingefasst sind. Im Hintergrunde ' erhebt sich ein dunkler schwarzer Schieferfelsen, auf dessen höchstem Haupte sich riesige Schneefelder hinziehen.