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0205 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 205 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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(Den 4. Juli.) Nördlich vom Kulagasch ritten wir durci' den dichten Lärchenwald. Der Boden ist bald steinig, bald sm„ pfig. Auf des Höhe des Bergkarnmes wurde der Wald lichter, der Boden aber noch felsiger. Der Berg springt hier in einem mächtigen, fast senkrecht abfallenden Felsen zum 16f hervor, und auf diesem Felsvorsprunge geht der Weg dicht am Rande des circa 800 Fuss hohen Abhanges auf den schräg ablaufenden Steinplatten entlang. Die Pferde schreckten zurück und weigerten sich, den gefährlichen Pfad zu betreten , an dessen äussersten' Rande sie entlang rutschen mussten; nur die Knute der Führer zwang sie dazu. Zwar hatte ich mich auf meinen ersten beiden Reisen durch den Altai schon genugsam an gefährliche Wege gewöhnt und war gegen Schwindel abgehärtet, hier aber schwand mir doch aller luth und schaudernd blickte ich in die Tiefe hinab, in die wir jeden Augenblick stürzen konnten. Unten in der Tiefe rauschte der Мön und sein dumpfes Brausen schien mir einem Warnungsrufe gleich. Auf dem äussersten Ende des Vorsprungs, der aus einer 6 Fuss langen und höchstens 4 Fuss breiten schrägen Steinplatte besteht, mussten die Pferde gewendet werden, da der Weg sich nun auf der linken Seite ans Felsen herabzieht. Die Wendung war nur möglich, wenn man den Kopf des Pferdes mit dem linken 'Zügelriemen fast bis zum linken Steigbügel herabdrückte und es so zwang, sich zu drehen, ohne den Platz zu ändern. Selbst die kühnen Gebirgsreiter waren ganz still geworden, ihr munteres Geplauder hatte aufgehört und jeder sah auf die gefährliche Stelle mit ängstlichen Blicken. Mir standen, im wahren Sinne des Wortes, die Haare zu Berge vor dem grausigen Anblick, und als die Reihe an mich war, jene Stelle zu passiren, schloss ich die Augen und befolgte genau und glücklich das Manöver meiner Führer.

Der Weg zum Мön hinab auf der anderen Seite des Felsvorsprunges war zwar schmal und abschüssig, aber er schien uns nach der eben überschrittenen Stelle wie eine bequeme, angenehme Strasse. Unten im Thale angelangt, durchritten wir einen reissenden Sturzbach , Sailû Yrlasch, der sich etwa 100 Schritte weiter in den Мön ergiesst, dann erkletterten wir von neuem die Uferberge und ritten auf dem Kampe und an den Abluingen derselben wohl 5 —6 Werst entlang. Das Thai des Wu ist hier breit und waldig. Die Berge am rechten Ufer sind steil und felsig, währеnd die am linken Ufer höchstens in