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0220 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 220 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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" keine Spur mehr von einem Wege zu entdecken. Umgestürzte Bäume, Schluchten, Felspartieen und Steinblöcke nöthigten uns, kreuz und quer zu reiten, so dass wir Abends, als wir einen direct nach Norden fliessenden Giessbach erreichten, weder vor-noch rückwärts konnten und froh waren, unser Nachtlager hier aufschlagen zu können.

(Den 15. Juli.) Nach fünf schweren Tagen sind wir endlich wieder in dem schönen Flussthale, das wir am 10. Juli Morgens verliessen, eingetroffen. Aber in welcher Lage егreichten wir dasselbe ! Damals waren wir glücklich, den rechten Weg gefunden zu haben und das frische Grün des Thales erhöhte unsere Reiselust; damals waren wir von guter Hoffnung erfüllt, denn unser Ziel, der bewohnte Abakan, lag nur noch zwei Tagereisen entfernt. Aber wie anders steht es heute mit uns ! Die unsäglichen Strapazen der letztvergangenen fünf Tage haben uns fürchterlich mitgenommen. Unser Proviant ist zu Ende gegangen und das fast faule Fleisch eines von uns am 11. Juli geschlachteten Pferdes ist, das Einzige, was meine Leute zur Nahrung haben. Ich selbst habe die letzten drei Tage nur muffige, in Wasser gekochte Erbsen ohne Salz und ausgelassene, halb faule Butter, sowie Thee mit Zucker genossen. Unsere Pferde sind in jämmerlichem Zustande. Ihre Hufe , von dem fast ununterbrochenen Regen aufgeweicht, haben sich an dem steinigen Boden vollständig abgeschliffen und in geschwollene Blutbeulen verwandelt, ihre Rücken sind fast ohne Ausnahme durchgerieben, und nur mit Mühe können sich die armen Thiere fortbewegen. Bis zu den Sojonen haben wir noch zwei Tagereisen; wie wir dorthin gelangen wollen, weiss ich nicht. Unsere einzige Rettung wäre schönes Wetter.

Die Leiden, die wir in den verflossenen Tagen erduldet haben, sind kaum zu schildern. Wir ritten drei volle Tage im Kreise in dem öden Walde umher, der in der That den Namen

  • eines Urwaldes verdient. Am ersten Tage behauptete unser Führer, wir müssten den Fluss, bei dem wir übernachtet, unbedingt durchreiten; leider war nirgends eine Furt zu entdecken, denn die mächtige Wassermasse des Flusses wälzte sich schäumend über 3-4 Fuss hohe Felsblöcke mit einer Gewalt, der kein Pferd im Stande war, Widerstand zu leisten; wir folgten deshalb dem Flusse am Ufer aufwärts. Der Boden war hier