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0231 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 231 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Im Ürtö Boroburgasun wurde uns ein recht freundlicher Empfang. Man bewirthete uns mit Allem , was man bieten konnte, und wies mir eine eigene Jurte zur Wohnung an. Die hiesigen Chalcha sind im vorigen Jahrhunderte angesiedelt worden. Sie wechseln nicht im Dienste wie die Chalcha des Piquets. Man sieht auf den ersten Blick, dass die Leute hier viel weiter fortgeschritten sind als die altajischen Bergkalmücken, dies beweist schon die reinliche Kleidung und bessere Jurteneinrichtung. Alles macht den Eindruck einer gewissen Wohlhabenheit, man möchte sagen von Reichthum. Der Wirth bot mir sogleich den Ehrenplatz zum Sitz an. In der Jurte, deren Boden zum Theil mit Teppichen bedeckt war, standen rund an . der Jurtenwand chinesische und auch Irbitsche Kasten aufgeschichtet, im Hintergrunde ein Schrank mit Burchanen (Buddhabildern) ; dergleichen Schränke sollen immer da aufgestellt -werden, wo sich ein Lama befindet. Unter den anwesenden Gästen, die sich bald in nicht geringer Zahl einfanden, erblickte ich viele Lama, darunter sogar mehrere im Kindesalter. Zuerst bewirthete man uns natürlich mit Thee (Ziegelthee mit Milch und Fett), der nicht sehr schmackhaft war, da er nicht heiss aufgetragen wurde. Dann wurden länglich-ovale, in Form einer Presswurst gefertigte , süssliche Кäsе gereicht, die recht sauber aussahen, Кrümelkäse (Artschi) und zuletzt Milchbranntwein. Alles Vorgesetzte sah ganz reinlich und einladend aus. Kalning und mir reichte man Porzellanschalen, alle Uebrigen tranken aus gelb ackirten chinesischen Holzschalen. Die Sitte des Pfeifereichens als Begrüssungsformel ist hier ganz wie bei den Altajern, nur wird die Sitte mit mehr Ceremonien ausgegeführt. Bei der Ueberreichung hält der Altajer die f Pfeife mit der rechten Hand und legt die horizontal ausgestreckte Linke unter die Pfeife, der Mongole dagegen neigt zuerst den Kopf, bietet dann die Pfeife mit der linken Hand und legt die rechte Hand mit der schmalen Seite horizontal vor die Stirn. In Pfeifen herrscht hier ein grosser Luxus, die meisten derselben haben Manu-Spitzen, die einen Werth von fünf bis zehn Rubel haben sollen. Einer der anwesenden Mongolen sprach mit Bitä chinesisch und verstand auch einige Worte der Mandschusprache, die er schnell hervorbrachte, als er hörte, dass ich mich mit Bitä in dieser Sprache unterhielt. Er hatte, wie er uns erzählte, dies Alles in Kobdo gelernt, wo er sich einige Jahre

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