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0257 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 257 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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liegen niedrige Gebäude mit Zimmern, in denen jetzt aus dem Ili-Thale geflüchtete Soldaten wohnen, im Hintergrunde sind zwei Flügel und eine Veranda. Ein mit Steinfliessen gepflasterter Weg führt über den ein Rechteck bildenden Hof. Das Tempeldach ist geschweift und mit Glocken verziert. Auf der Veranda steht ein Tempelthurm aus Gusseisen. Wir treten jetzt in den Tempel und erblicken in einer Nische die kolossale Figur des lesser Bogdo (Lao j e-fu-tsch' chi), neben ihm zwei kleinere Figuren, die seine Diener darstellen. Zu beiden Seiten stehen vor der Nische je zwei riesige Figuren, die zwei nächststehenden sollen Beamte vorstellen, der rechtsstehende von diesen hat eine Tafel in der Hand. Die beiden weiter nach vorn stehenden werden mir Dsho-sang und Guan-ping genannt. Dsho-sang, der links stehende, ist ein schrecklicher Krieger, er hat ein entsetzlich fratzenhaftes, schwarzes Gesicht. man-ping hingegen ist eine Art Oberbefehlshaber, er hat ein sehr nachdenkliches Gesicht und hält in beiden Händen ein Schwert. Die Tracht der Figuren ist eine alterthümlich chinesische. Besonders auffallend ist die Mütze des die Tafel haltenden Beamten. In der Nische steht ein Tisch mit allerlei Opfergefässen und zu Füssen jeder Figur ist ein viereckiger Opfertisch mit einem Holznapfe für die Gaben an Esswaaren. An der Decke hängen rothseidene Drapirungen mit Reihen von chinesischen Schriftzügen. Zu beiden Seiten an den Wänden stehen die Waffen des lesser Bogdo : Hellebarden, Lanzen, Krummstäbe, ein Stab mit einer Hand, ein solcher mit Inschriften, Fahnen; meist Alles aus vergoldetem Holze. Der chinesische Tempelwächter zeigte, während er uns herumführte, durchaus keine Andacht, während meine mongolischen Begleiter sich sogleich andächtig zu Boden warfen und ein langes Gebet murmelten. Auf dem Hofe des Tempels herrschte ein wildes Treiben. An einer Stelle wurde ein Pferd beschlagen, an einer zweiten Stelle zimmerte man Etwas aus Holz zusammen, an einer dritten wurden Sattel ausgebessert, so dass der Tempelhof einer Werkstatt viel ähnlicher war als einem heiligen Orte. Am 15. Tage jedes Mondes begiebt sich der Chebei Amban mit allen Beamten zum Tempel und halt ein Gebet im Namen des Kaisers vor dem lesser Bogdo.

Bei Gelegenheit des Pferdebeschlagens, dem wir hier beiwohnten, will ich das von meinem Begleiter Kalning über den Hufbeschlag der Chinesen Gesagte mittheilen. Kalning war ganz