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0259 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 259 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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pelbesichtigung allein. Ausser dem vorherbeschriebenen Tempel sind noch zwei derselben in der Stadt, ein grösserer und ein kleinerer. Der eine liegt am südwestlichen Ende der Festung und ist dem Tschung-Chang geweiht. Er besteht aus einem Flügel bei der Eingangsthür und einem hintern Flügel, in dem sich zwei Götzen des Tschung-Chang befinden. Zu beiden Seiten desselben stehen zwei ungestaltete kleine Ungethüme, das eine von. brauner und das andere von grüner Farbe. Auf den Wänden sind Bilder, die schreckliche Strafen veranschaulichen, welche der Tschung-Chang durch seinen grünen und braunen Diener ausführen lässt. Geräthe der Götzen stehen zu beiden Seiten. Die Opfergefässe sind aus einem weissen Metalle und von sehr feiner Arbeit. Den Götzen verhüllt ein Vorhang aus schwerem gelben Seidendamast. In den beiden Seitenflügeln sind ebenfalls Götzen aufgestellt : links der Erdgeist Mu-di, er sitzt mit untergeschlagenen Armen; rechts ist der Berggeist Schan-sching in prächtigem Gewande, wie ein wilder Jäger aussehend. Die Wandgemälde sind den Figuren entsprechend und stellen Scenen ihrer Thätigkeit dar.

Der dritte Tempel befindet sich am östlichen Ende der Stadt, er ist der kleinste von allen und, wie man sagt, dem Meeresgotte Lung-Wang geweiht. Hier ist ebenfalls die Figur des Lung-Wang aufgestellt und neben ihr befinden sich zwei Diener, von denen der linke von sich einem Fische nähernder Ungestalt ist. Die Wandgemälde, grotesk und wenig kunstreich ausgeführt, veranschaulichen einen Triumphzug des Meeresgottes

la Neptun. Das Gefolge bilden scheussliche Meeresungeheuer. Die Armuth des kleinen Tempels ist schon daraus zu ersehen, dass hier vor den Götzen nur gewöhnliche Holzgefässe sich befinden. Vor letzterem Tempel hängt eine grosse Glocke.

Am 2. Juli hatte uns der Amban zu Tische geladen. Der Consul war schon morgens früh in Geschäften hingeritten und wir folgten ihm einige Stunden später, etwa um 12 Uhr, in feierlichem Aufzuge. Wiederum Empfang mit Complimenten, wie das erste Mal. Der Amban kam uns bis zur letzten Thür entgegen und führte uns in sein Cabinet. Rauchen, Theetrinken und gewöhnliche Complimente. Etwa nach einer halben Stunde begaben wir uns, vom Amban angeführt, in das Speisezimmer im ersten Flügel. Jede Thür, die wir zu passiren haben, fordert einen Aufenthalt von einigen Minuten, denn bei ihr be-