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0260 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 260 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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ginnt das unvermeidliche Complimentiren und Bücklinge machen, das mit der Zeit überaus langweilig wird. Endlich, nach vielen Verbeugungen, haben wir an einem runden Tische Platz genommen. Es wurden zuerst Radieschen und mehrere Salate aufgetragen , dann gekochtes Fleisch, mehrerlei Saucen, warmer Branntwein in ganz kleinen Tassen (beim Trinken vielfache Verbeugungen und Complimente), dann mehrere andere Fleischspeisen, zweierlei Braten mit Ei garnirt, kleingeschnittener Kurdak mit sehr scharfer Sauce, darauf eine süsse Speise und zweierlei Kuchen, hierzu offerirte der Wirth selbst Champagner, den der Consul ihm geschenkt hatte; dann Fleischpasteten dreierlei Art, Pelmeni und zuletzt ein höchst geschmackvoll zubereitetes Gekröse. Der Amban machte einen sehr freundlichen Wirth und lud ununterbrochen zum Essen ein. Nach dem Essen kehren wir unter allerlei Complimenten wieder in das Cabinet zurück. Gespräch über sehr verschiedene Gegenstände. Der Amban fühlt sich hier sehr unglücklich und sehnt sich nach seiner Familie nach Peking. Er erzählt von seiner Bekanntschaft mit Europäern und versteht die verschiedenen Völker recht anschaulich zu charakterisiren. Aus seinem ganzen Benehmen erkenne ich, dass der Amban ein Doppelwesen ist. Setzt er seine Mütze auf, so ist er der seine Regierung vertretende Beamte, der sich in die strengste Officialität hüllt, dann wird sein Nacken steif, die Worte tönen hart von seinen Lippen und der Gesichtsausdruck ist streng und theilnahmlos. Nimmt er den Hut ab, so hat er ein gutmüthigеs, freundliches Gesicht und eine Geschmeidigkeit in den Bewegungen, die den viel gewandten Salonmenschen zeigt.

So viel ich bis jetzt bemerken konnte, trennen sich die Dienenden scharf von dem Volke, wie ja auch die Mandschusprache, unser Wort „Volk" durch drei Wörter: Chafan-Tschoacha und Nirgen (Beamte, Soldaten und Volk, d. h. nicht Dienende) wiedergiebt. Jede dieser zwei Klassen lebt hier vollständig von einander getrennt. Die Beamten und die Soldaten haben ihren Sitz in der Festung und sind Fremdlinge, wenn sie die Kaufstadt besuchen. Die Kaufleute, Handwerker und Arbeiter der Kaufstadt betreten nur dann die Festung, wenn sie in officiellen Verkehr mit den Beamten treten müssen. Die Bewohner der Festung, wenn sie nicht Dienstgeschäfte haben, liegen auf dem Rücken, rauchen, schwatzen und lassen sich von der