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0280 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 280 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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so gnädig, dem Armen nicht etwa ein Rind fortzutreiben, nein, er begnügt sich mit einer theilweisen Bezahlung in Fellen oder anderen Waaren und lässt das Uebrige als Jungvieh abermals bei dem Wirth. Nun treibt der Händler alljährlich etwas von seiner Schuld ein, bis er zuletzt die Rechnung durch ein strenges . Eintreiben beendigt. Dann ist gewöhnlich der Kalmück ruinirt und der Kaufmann klagt über grossen Verlust, wenn er auch schon längst das Zwanzigfache der ursprünglichen Schuld eingetrieben. Ebensolche Wucherzinsen treibt man von Waaren ein, .die man auf Schuld giebt, in Rechnung auf die Zirbelnuss-Ernte im Herbste und die im Winter zu erlegenden Eichhörnchen.

Wie hoch solche Wucherzinsen ansteigen können, kann man aus dem von mir in meinem Tagebuche von 1860 angeführten Prozesse erkennen, wo ein Dwojedaner für eine ursprüngliche Schuld von 28 Kopeken verurtheilt war, 81 Ochsen, also ein Kapital von wenigstens 1200 Rubel, zu zahlen. Beim Eintreiben der Schulden sind die Handler in ihren Zwangsmitteln nicht immer wäliieriscim, sie nehmen z. B. oft Verwandten oder sogar Nachbaren das schuldige Vieh ab , da, wie sie sagen, diese die Schuld leichter eintreiben könnten als der Kaufmann. Die Kaimücken sind ein sehr furchtsames Volk, das sich nicht leight zu beklagen wagt, weil dies bei der weiten Entfernung von Biisk immer mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Einzelne Kaufleute sollen sich sogar beim Einkaufe von Vieh nicht immer genau darnach erkundigen, woher der Verkäufer das Vieh hat, und offenbar gestohlenes Vieh kaufen; sie wagen dabei sehr wenig, da sie dasselbe zu jeder Zeit schleunigst den Verhältnissen gemäss entweder nach der Mongolei oder nach Sibirien absetzen können.

Es ist nicht wunderbar, dass der Handel in so entfernten Gegenden, der ohne alle Aufsicht von Seiten der Regierung vor sich ging, und zwar zwischen den geriebenen russischen Н ndlern und den furchtsamen, halbwilden Kaimücken, mit vollkommener Ausbeutung der Letzteren endigen musste. Der Altai war im Jahre 1870 schon vollkommen verarmt, die Viehheerden waren seit d&n letzten zehn Jahren decimirt, selbst im reichen Urussul-Thale traf ich nur unbedeutende Heerden an. Wo man Vieh antrifft, hört man überall: „ kodjoiinnyng maly" (das ist Vieh eines Kaufmannes). Besonders verarmt sind die Dwoje-