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0324 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 324 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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sein. Das Flussbett des Borochudsir gilt als Grenze des chinesischen Ili-Thales. In ihm liegt auch das Borochudsir genannte chinesische Grenzpiquet; es besteht aus von Lehm und Stein gebauten Häusern. Wir durften uns dem Piquet nur auf fünfzig Schritte nähern, dann wurden wir von einem chinesischen Soldaten, der mit Köcher, Pfeil und Bogen bewaffnet uns entgegen-ritt, angehalten. Ich schickte mit meinem Kosaken und dem Dolmetscher meine Papiere zum Piquet und wurde nun erst bei demselben vorgelassen. Meine Leute und Packpferde durften sich aber dem Piquet nicht nähern; hinter diesem waren einige Bäume und ein Gebäude, das mir als Tempel bezeichnet wurde, zu sehen. Der Befehlshaber des Piquets bat mich, Platz zu nehmen und liess mir eine Schale Thee reichen. Er fragte mich nach meinem Namen und dem Zwecke meiner Reise, der Zahl meiner Begleiter und Packpferde und händigte nach einer umständlichen Unterhandlung einem Soldaten zwei Schriftstucke ein; dann belehrte er mich, dass ich den Soldaten nicht verlassen dürfe, immer auf dem Wege zu bleiben habe und nichts Verdächtiges vornehmen dürfe. Der Befehlshaber des Piquets sprach chinesisch; trotzdem hätte ich hier keines Dolmetschers bedurft, denn die 10-12 ziemlich zerlumpten Soldaten des Piquets, die uns neugierig umstanden, waren Solonen und sprachen fliessend kirgisisch. Der Befehlshaber ist ein Mandschu im Range eines Boschko , wie mir der messingene Miitzenknopf bewies. Nach etwa einer Stunde Aufenthalt erschien der mit Bogen und Pfeilen bewaffnete Grenzsoldat, der uns als Convoi oder vielmehr als Wächter zu begleiten hatte; derselbe war ziemlich kurz angebunden, ritt vor uns her und liess sich mit Niemand in ein Gespräch ein; von Zeit zu Zeit blickte er sich nur um und sah zu, ob wir ihm Alle folgten. Da wir in ziemlich scharfem Trabe ritten, so erreichten wir bei Eintritt der Nacht den dritten Quellfluss des Borochudsir und übernachteten im Thaleinschnitte desselben, nicht weit von einer kleinen Kirgisen-Jurte. Der Convoi-Soldat verliess uns hier und ritt zu dem einige hundert Schritte weiter am Flusse gelegenen Wachthause. Sehr unbequem war das Nachtquartier in der räucherigen Jurte; in der Nacht wurde ich durch grossen Lärm geweckt, der durch eine Jagd auf Wildschweine, die hier in grosser Zahl leben sollen, veranlasst war. Die Kirgisen hatten das Tnier mit Knitteln vom Pferde herab erschlagen, rührten es aber nicht an, da sie die Berührung des