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0330 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 330 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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aber drängte er sich doch schnell unter die Menge und erhob keinen weiteren Protest. Da wir uns bis Kuldsha nicht mehr aufhalten wollten, beschloss ich , hier in Korgos zu frühstücken und befahl Tutai, uns zu einem anständigen Wirthshause zu bringen. Auf sein Geheiss öffnete sich der Thorweg neben einem ziemlich ansehnlichen Gasthause, und unsere Pferde wurden dort von einigen Dienern in Empfang genommen. Ein Chinese führte mich in die Gaststube und hier wurde mir Thee und ungesäuertes Weissbrot, süsses Gebäck, dann Bier in einer Kanne und ein süsslicher Branntwein vorgesetzt; darauf ein gebratenes Huhn und eine Art Ragout, alles sehr fein geschnitten und sauber servirt. Der Branntwein war warm und sehr stark und wurde in ganz kleinen Schalеn gereicht. Das Essen mit den Elfenbeinstäben machte mir freilich nicht geringe Mühe. Auch den Pferden wurde Futter vorgeworfen und meine Leute beköstigt. Für die ganze Zeche hatte ich 2 Rubel 45 Kopeken zu zahlen; der Wirth nahm russisches Geld an. Tutai behauptete, ich wäre bedeutend übervortheilt worden ; er drängte jetzt zum Aufbruche, der Weg sei noch sehr weit und wir hätten ausserdem noch einen Convoiwechsel, was immer einen kleinen Aufenthalt mache. So traten wir wieder auf den Hof, stiegen unter vielen Bücklingen der Diener des Gasthauses zu Pferde und ritten wieder in das Menschengewirr der Strasse. Bald bogen wir in eine Seitengasse, da es besser war, einen Umweg zu machen, als über den Markt dem geraderen Wege zu folgen. Im Ganzen hatte ich den Eindruck empfangen, als ob die Menge durchaus nicht liebenswürdig auf den Fremdling sähe, ich hatte wenige Gesichter gesehen, in denen nicht ein Zug von Abneigung und vielleicht Hass oder Verachtung zu entdecken gewesen wäre. Dies kann ich aber in Betreff der Wirthsleute nicht sagen, bei ihnen war das Interesse für das Geschäft vorwiegend. Ich glaube, die Abneigung der Menge wird durch die Abgeschlossenheit, in der sie die Regierung principmässig von allem Fremden fernhält, künstlich geweckt, denn alles selten Gesehene erscheint ihnen fremd und unheimlich.

Kaum hatten wir die Stadt verlassen, als sich unser Convoi-Soldat wieder zu uns gesellte; er hatte sich von uns nur deswegen getrennt, weil er seine Gläubiger zu Korgos fürchtete; dieselben, meinte er, hätten ihn unbarmherzig festgehalten, obgleich er im Dienste wäre; wie hätte er sich dann vor seinen