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0331 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 331 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Vorgesetzten verantworten sollen. Ich erwähne die Sache nur, da sie uns beweist, wie wenig die chinesischen Kaufleute sich vor der Soldatesca fürchten; ich höre, sie sollen auch vor den niedrigen Beamten sehr wenig Respect haben.

Von Korgos aus ging unser Weg durch eine fast ununterbrochene Reihe von Gärten, Aeckern, Gehöften und kleineren Dörfern. Die Strasse war fast überall schlecht, aber recht belebt. Fussgänger, Packträger, belastete Esel, Arben (Karren) und Kameele begegneten uns aller Orten. Ueberall ist künstliche Bewaldung. Häufig passirten wir Gasthäuser, die alle voll von Besuchern waren. Reiter, Beamte und Soldaten ritten bei uns vorüber, ohne uns auch nur die geringste Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Kinder liefen entweder schreiend fort oder sie stellten sich neben den Weg und riefen uns nicht sehr freundlich klingende Worte zu. Ueberall fröhliches, bewegtes Treiben. Die Aecker schienen alle in vortrefflichem Zustande; die Gärten sind voll von Obstbäumen, die voller Früchte hängen meist Aepfel, Aprikosen und Pfirsiche. Die Gehöfte sind von sehr verschiedener Grösse, einige von so bedeutendem Umfange, dass man die Wohlhabenheit des Besitzers leicht erkennen kann. An einzelnen Stellen trafen wir ganz nackte Arbeiter, diese wurden mir von Tutai als Tschämpän bezeichnet. Ich fange auch schon jetzt an, mich an die Kostüme zu gewöhnen und kann bereits chinesische Kaufleute von Solonen - Soldaten sehr wohl unterscheiden. Von den chinesischen Frauen haben die meisten kleine Füsse, auch selbst in den mittleren Ständen und Frauen von Landbauern. Alle haben sorgfältig frisirte Köpfe und. Blumen im Haar, wenn sie auch sonst abgerissen gekleidet sind.

Einen grösseren Ort durchritten wir am Nachmittag, dies war die Stadt Tardschi, die die Chinesen Talki nennen sollen. Dicht vor Tardschi war das letzte Piquet, in diesem befanden sich Мandschu-Soldaten. Wir wurden hier nicht lange aufgehalten und erhielten einen neuen Convoi-Soldaten, der ganz so gekleidet war wie die Solonen-Soldaten.

Einige Werst vor Kuldsha verliessen wir die mit Gehöften eingefasste Strasse und näherten uns dem Ili-Ufer, einer meist sandigen, nur mit langem Steppengrase bewachsenen Wüstenei. Schon nach eingebrochener Dunkelheit erreichten wir Kuldsha und stiegen in der vor der Stadt gelegenen russischen Factorei ab.