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0341 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 341 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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werde. Der Consul hat gegen diese Massregel beim Dsan-dsüп Protest eingelegt, und es heisst, sie soll schon rückgängig gemacht worden sein.

Die Stadt Kuldsha, von den Tarantschi-Tataren zum Unterschiede von dem tatarischen Kuldsha Тsс1ёоnу Kukisha (das grosse Kuldsha), von den Soloneu aber Kurei genannt, liegt dicht am rechten Ufer des Ili, nicht weit von der Mündung des Uklyk. Die Stadt besteht 1) aus der Festung, die natürlich fast ausschliesslich von Iandschu und Beamten bewohnt und durch eine gezackte , mit Schiessscharten versehene Lehmmauer umgeben ist; 2) aus der Chinesen-Stadt, die sich nördlich an die Festung anlehnt; 3) aus dem Weichbilde, d. h. den Gehöften der sich mit Ackerbau und Gartenkultur beschäftigenden Einwohner, welche die innere Stadt gleichsam wie mit einem Kranze von Waldungen umgeben.

Der Eintritt in die Festung war mir deswegen nicht gestattet, weil ich hier nicht in officiellem Auftrage anwesend war. Bei Anwesenheit des russischen Consuls wäre eine Vorstellung wohl möglich geworden; der Secretär, der damals den Consul vertrat, konnte aber nur mit untergeordneten Beamten sprechen, denn die Mandschu halten streng auf Rangordnung. In jedem Vertrage heisst es, dass nur Beamte gleichen Ranges miteinander verkehren können. Aus diesem Grunde musste auch der Consul in Kuldsha den Titel eines General-Consuls erhalten, da der Dsan-dsün (der Oberbefehlshaber von Kuldsha) sich weigerte, ihn zu empfangen, weil er kein General sei (der Ausdruck General ist den Chinesen sehr wohl bekannt). So musste ich mich leider begnügen, das breite steinerne, mit geschweiften Ziegeldächern in mehreren Absätzen verzierte Festungsthor zu betrachten. Die Chinesen-Stadt ist von bedeutender Ausdehnung; die Haupt-Lebensader derselben bildet der Markt, eine in vielerlei Windungen sich wohl über ein Werst lang hinziehende Strasse. In die Marktstrasse mündet eine grosse Anzahl von meist engen

erstrassen, die sich nach allen Seiten in allerlei Windungen ausdehnen und ihrerseits durch ein Spinnennetz von kleinen, oft nur wenige Faden breiten Quergässchen verbunden wérden. Dieses Strassengewirr ist so verwickelt, dass der neue Ankömmling sich gar kein Bild der Lage der Stadt entwerfen kann. Ich konnte mich in den acht Tagen meines hiesigen Aufenthaltes durchaus nicht zurechtfinden. Dazu kommt noch, dass

Radloff, Aus Sibirien. II.   20