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0342 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 342 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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man längs allen Strassen, ausser dem Markte, nur Lehmmauern und Thorwege sieht, die einander genau gleichen, denn die Häuser der Chinesen liegen im hinteren Theile der Gehöfte und sind daher von den schmalen Strassen aus nicht sichtbar. In dem Weichbilde sind , die Strassen breiter, aber auch hier nur von Lehmmauern begrenzt, über welche sich aber ein Wald von Fruchtbäumen erhebt. Wenn man sich von der Stadt entfernt, so wechseln die menschlichen Wohnungen mit offenen Aeckern ab und gehen zuletzt in einzelne, zerstreut liegende Gehöfte über, so dass die Dichtigkeit der Bevölkerung Kuldsha's gleichsam einem lichtausstrahlenden Kerne gleicht, dessen Intensität sich im Verhältnis zur Entfernung vom Kerne ausbreitet und daher in seiner Lichtwirkung schwächer wird.

Das Weichbild der Stadt Kuldsha bildet einen Halbkreis mit einem Durchmesser von etwa 5 — 6 Werst und wird von dem Flusse Uklyk durchschnitten. Ich habe nur den westlichen Theil des Weichbildes der Stadt passirt, der nicht weit vom Flecken Tardshi beginnt. Was ich bei dieser Gelegenheit von den Anlagen der chinesischen Feldbauer gesehen, hat mir eine grosse Achtung vor ihrem Fleisse und ihren Kenntnissen eingeflösst. Leider war es mir nicht gestattet, auch nur auf hundert Schritte den Weg zu verlassen und ich kann daher nur nach dem ersten oberflächlichen Eindrucke urtheilen. Ueberall waren die Felder äusserst sauber angelegt, sie bildeten meist Quadrate oder Rechtecke, die, unter verschiedenes Niveau gebracht, sich in regelmässigen Figuren aneinander reihten. Jedes Feld war von einem Graben umgeben, der in schnurgeraden Linien ausgestochen und in musterhafter Ordnung gehalten war. Diese Graben stehen miteinander in Verbindung und bilden ein künstliches Bewässerungssystem, das von einem grösseren Kanale mit Wasser versehen wird. Durch Absperren des Hauptkanals an einer Stelle und Oeffnung eines Seitenkanals vermag der Besitzer zu jeder Zeit jedes Feld zu bewässern und zwar gerade soviel, wie er für nöthig halt. Ohne ein so künstliches Bewässerungssystem ist bei dem hiesigen Regenmangel der Landbau undenkbar. Man kann aber dreist behaupten, dass hier einerseits die Bevölkerungsziffer von der Durchführung des künstlichen Bewässerungssystems abhängt, andererseits sich durch Abnahme der Bevölkerungsziffer auch die Unmöglichkeit der Unterhaltung der künstlichen Bewässerung vergrössert und dadurch auch die Kultur