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0384 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 384 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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gesetzliche Löhnung von 3 Rubel monatlich den Piquet-Soldaten zu bezahlen, und so sucht Jeder entweder ein zur Arbeit untaugliches Glied der Familie den Piquetdienst verrichten zu lassen, oder einen Stellvertreter recht billig zu miethen; da nimmt er dann nun irgend einen Taugenichts als Stellvertreter, der es natürlich für sèine Pflicht hält, die erhaltene Summe sogleich zu vertrinken und dann während des Piquetdienstes fast vor Hunger zu sterben. Ich selbst hatte Gelegenheit, diese Schibä und Solonen auf den Piquets zu beobachten, es sind jämmerliche Gestalten, die, durch schlechte Nahrung und Opium-Genuss zu Grunde gerichtet, mehr einer Horde von Bettlern als Grenzwächtern gleichen.

Diese Vernachlässigung des Postendienstes und des Militärdienstes überhaupt, die die Oberbeamten gewiss aus eigenem Interesse zulassen , hat die Militär-Kolonieen zwar wirthschaftlich heraufgebracht, aber den kriegerischen Geist in ihnen vollkommen vernichtet, so dass sie in der Stunde der Gefahr eine schlechte Stütze für die Regierung sein werden.

In der Verwaltung steht jeder der zwei Stämme unter einem Mandschu-Amban, die unter diesem stehenden Offiziere und Unterbeamten sind Daurier. Wenn der daurische Beamte den Generalsrang (rothen Mützenknopf) erhält, so wird er den MandschuBeamten gleich gerechnet und kann auch andere Aemter, gerade wie der Mandschu-General, einnehmen.

Sowohl die Schibä wie auch die Solonen haben einen scharf ausgeprägten Gesichtstypus; sie sind von mittlerer Grösse, aber nicht sehr kräftigem Körperbau. Den Genuss des Opiums haben sie von den Chinesen angenommen, in Folge dessen haben sehr viele Individuen ein krankhaftes Aussehen. Die Kleidung der Männer ist die der chinesischen Soldaten : ein langes weisses Hemd aus Baumwollenzeug, ebensolche Hose, blaue, bis übers Knie reichende Hosenbeine, kurze chinesische Weste, welche entweder über einem langen Kaftan oder über dem Hemd getragen wird, chinesische Tuchschuhe mit Filzsohlen oder bis zum Knie reichende Stiefel und die chinesische Mütze mit aufrechtstehendem Sammetrande und einem Mützenknopfe. Bei der Arbeit tragen sie im Sommer meist kurze Hemden und runde Strohhüte; nach Art der Chinesen rasiren sie das Kinn und lassen nur den Schnurrbart wachsen. Frauen habe ich nur bei der Feldarbeit gesehen , wo sie lange blaue Hemden und