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0422 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 422 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Tempel ist sehr sauber aus grossen Platten von gebranntem Lehm gebaut. Die Wände sind mit Freskobildern verziert, die schreckenerregende Fratzen darstellen. Hier konnte man so recht die Absicht der Verwüstung sehen : die Ziegelsteine, die irgend welche Bildnisse oder Verzierungen boten, waren mit Gewalt herausgerissen worden, die Löwen waren von dem Dache herabgestürzt und gewiss durch Steinwürfe absichtlich zerschmettert, das Dach war zertrümmert und herabgerissen worden. Der Tempel war mit einer viereckigen Mauer umgeben und am Eingange, dem Thore gegenüber, war eine mit der Vorderwand des Tempels parallele Mauer aufgeführt.

Jenseits von Tschitschkan befinden sich die Ruinen einer alten Ansiedelung, sie wurde mir von den Schibä als Fe Turgen (d. h. das alte Turgen) bezeichnet. Hier war die Stadt. Turgen zuerst erbaut worden. Als vor etwa 70 Jahren , ich weiss nicht durch welche Ursache, hier ein grosser Mangel an Wasser eingetreten war, verliess die Bevölkerung ihre Wohnsitze und erbaute das neue Turgen am Borochudsir, wo sich ohne grosse Schwierigkeiten auch neue Ackeranlagen ausführen liessen. Die Befestigung des neuen Turgen soll viel später stattgefunden haben als die erste Uebersiedelung der Einwohner von Fe Turgen. Jenseits Fe Turgen beginnt der Wald viel lichter zu werden. Wenn man sich der Stadt Tschedshui (Alt-Kemt) nähert, so sieht man links vom Wege einen schönen Tempel liegen. Dieser ist in seiner Anlage recht bedeutend. Er besteht aus allerlei Thürmen, Zellen, Tempelhöfen und vielen Gebäuden der Lama. Eine Beschreibung eines solchen Tempels ist fast unmöglich, da die chinesischen Architekten sich bei der Anlage solcher Gebäude in symmetrieloser Capriciosität gefallen. Die Thürme und Tempelräume waren überall von drei Wänden begrenzt, nämlich der Hinterwand und den beiden Seitenwänden; vorn sind sie offen. Die Dächer sind in kühnen Kurven nach oben strebende Spitzdächer und künstlich aus verzierten Dachziegeln zusammengesetzt. Rings um die Wände der Tempelgallerieen liegen ganze Reihen von widerlichen Götzen, die die fanatischen 'Zerstörer des Tempels von ihren ehrwürdigen Sitzen herabgerissen und in blinder Wuth zertrümmert haben. Das hat ein gutes Stück Arbeit gekostet, denn die Chinesen arbeiten Alles stark und dauerhaft. Mit welcher Wollust mag hier der mohammedanische Fanatismus gearbeitet haben! Die