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0424 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 424 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Besonders schön ist das Haus des Mejen Amban, des Oberkommandanten der Soloneu, es ist wie die übrigen Häuser angelegt, nur grösser und mit schönerem Schnitzwerke versehen; ausserdem sind hier grosse Ställe und mächtige Vorrathskammern. Einen wahrhaft ergreifenden Eindruck machte der Besuch des Hauses meines Bitä. Er führte uns in sein Gehöft und zeigte uns die Einrichtung desselben. Als wir aber zum Wohnhause traten, da rief das Bild seiner Wohnung in ihm die Scenen der Vergangenheit mit allen ihren Schrecken vor seine Seele. Er blieb plötzlich vor dem Hause stehen, erhob die Hand und wollte den Mund öffnen , es fehlten ihm aber die Worte, ein Strom von Тhränen stürzte ihm aus den Augen und er schluchzte wie ein Kind. „Ach, meine Kinder! ach, mein Weib ! rief er aus, „ ich stehe hier allein als ein Bettler! wo sind meine Pferde, mein Habe? Alles, Alles ist verloren!" Dann verfiel er in ein stumpfes Brüten und die Kosaken mussten ihn aus dem Hause führen. Einen jammervollen Eindruck macht die wirklich schöne Stadt. Eine Todtenstille herrscht um uns. Wo ist das Leben, das hier herrschte, wo die Heerden, die hier in den Ställen untergebracht wurden, wenn sie von der Weide heimkehrten? Eine Bande von Тarantsсhi-Räubern, geführt von den Kirgisen, die ihr Leben von dem Reichthum der Solonen seit vielen Jahren gefristet hatte, warf sich auf die hier noch friedlich zurückgebliebenen Solonen und verwandelte eine wohlhabende Bevölkerung in wenigen Stunden in einen Haufen nackter Bettler.

Die Streifpatrouille setzte ihre Recognoscirung noch einige Werst weiter als bis Tschedshui fort, dann wurde Halt gemacht und eine Stunde ausgeruht. Ohne Aufenthalt ritten wir darauf auf dem Wege, den wir gekommen, zum Borochudsir zurück.

(Den 10. Juni.) Ich litt heute an heftigen Augenschmerzen und konnte daher nicht arbeiten. Das Leben auf dem Piquet hier ist für die Offiziere langweilig und beschwerlich. Die Häuser sind nicht so angelegt, wie es das Klima verlangt und wie wir es in Tschedshui gesehen. Hier ist die Winterkälte nicht so zu fürchten wie die Hitze des Sommers und daher sind im Sommer die einzige Rettung die hohen chinesischen Fenster und Gallerieen, die einen freien Luftzug gestatten. An Stelle dessen sind die russischen Häuser niedrig und mit kleinen Fenstern