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0489 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 489 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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meist von mohammedanischen Handwerkern ausgeführt. Einige Juden, besonders der Ak - Sakai (Aeltester), bei dem wir einkehrten, schienen sehr wohlhabend zu sein.

Das Gastzimmer bei Letzterem war schön verziert, und ein grosser Garten grenzte an sein Wohnhaus. Der Wirth war weit herumgereist und erzähltе uns von Deutschland, wo er vor einigen Jahren gewesen. Die freudige Aufnahme der Christen hatte ihren Grund darin, dass die Juden von den Mohammedanern furchtbar bedrückt wurden. Sie mussten sich schon in der Kleidung von Jenen unterscheiden, durften nur an Stellе des Gürtels einen hanfenen Strick um den Leib gürten und mussten auf dem Kopfe einen hohen, spitzen Filzhut tragen, damit ja kein Gläubiger aus Versehen dem Ungläubigen einen Gruss darbrächte.

Es war ihnen verboten, ein Pferd oder einen Esel zu besteigen, und sie mussten jedem Gläubigen ehrfurchtsvoll aus dem Wege gehen und sich still vor ihm verneigen. Dabei warm sie den Aeusserungen der Verachtung stets öffentlich ausgesetzt und durften nie darüber Klage erheben, noch sich wehren. Jetzt natürlich tragen sie Gürtel und, gleich den übrigen Einwohnern, für gewöhnlich pelzverbrämte Mützen wie die Kirgisen. Sie scheeren den Kopf wie die Mohammedaner, lassen _aber über der Schläfe zwei Haarbüschel wachsen, die meist in Locken bis auf die Brust herabhängen. Dies ist das Einzige, woran man den Juden erkennen kann. Ausser den gewöhnlichen Abgaben mussten sie noch eine Judensteuer entrichten, die von 2 bis 12 Rubel im Jahre betrug. Judenhetzen waren an der Tagesordnung, und oft, wenn der Emir oder einer de' Begs in Geldnoth war, drohten sie, die Juden niederzumetzeln, wenn sie ihnen nicht sogleich Geld schafften. Wenn sie auch jetzt noch nicht wagen, Turbane zu tragen, so thun sie es nur wegen ihrer Glaubensgenossen in Buchara, die der Emir niederzumetzeln droht, wenn die hiesigen Juden es wagen sollten, die heilige Kopfbekleidung der Rechtgläubigen zu tragen. Die Hauptbeschäftigung der hiesigen Juden ist Handel, und zwar der Handel mit Seide, die sie meist selbst färben, sowie das Brennen von Branntwein, den auch schon zur Zeit der früheren Regierung die Rechtgläubigen von. ihnen kauften. Jetzt haben sie sich sogleich des Handels mit den Russen bemächtigt, und sind hauptsächlich die Commissionäre, die in grosser Zahl das Lager