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0491 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 491 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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mir mehrere Bibeln zeigen und fand zu meinem grössten Erstaunen lauter Wiener und Londoner Bibelausgaben. Bei dem Lehrer erkundigte ich mich nach alten Büchern. Er erklärte mir, dass hier dergleichen nicht zu finden seien; diese Bibeln kämen zum grössten Theil aus Indien und aus Russland.

Ueber die Abkunft der hiesigen Juden erzählte er mir, dass sie aus Persien vor etwa 100 —150 Jahren nach Buchara übergesiedelt und von dort nach Samarkand gekommen seien. Er habe einige alte Leute gekannt, die noch in Persien geboren seien. Erst in spätester Zeit wären Juden von hier nach Taschkend übergesiedelt; die Zahl der jüdischen Einwohner betrage hier über tausend Köpfe; die meisten von ihnen verständen zu lesen. Dann führte er mich in das obenerwähnte kleine Häuschen ohne Fenster, die Synagoge. Dieselbe war ganz schmucklos, und in der einen Wand waren Thüren, hinter welchen sich die Gebetrollen in rothsammetnen Behältern befanden. Diese Thora's waren alle auf feines Papier geschrieben und hatten nichts Alterthümliches an sich. Als ich meine Verwunderung darüber aussprach , dass die Synagoge so klein sei, erwiderte er mir: sie hätten bis jetzt nur im Verborgenen Gottesdienst halten können, und es hätte ihre Köpfe gekostet, wenn die Mohammedaner von dem Vorhandensein einer Synagoge gewusst hätten. Jetzt hätten sie aber die Absicht, eine neue grosse Synagoge zu bauen. Bei den Juden fand ich auch viele Indier aus dem Pendschab. Sie hatten sich während der Belagerung der in der Citadelle befindlichen Russen zu den Juden geflüchtet. Ein grosser Theil der Indier soll während der Kämpfe niedergemetzelt worden sein. Ebenso geschah es auch mit vielen Juden. Der Indier sind in Samarkand sehr wenige, sie leben hier ebenso wie in den übrigen Städten Centralasiens vom Wucher und sind den Mohammedanern noch verhasster als die Juden. — Statistische Nachrichten über Samarkand zu geben, bin ich nicht im Stande. Es mag wohl gegen 20,000 Einwohner haben. In seinem Umfang ist Samarkand viel geringer als Taschkend, das unbedingt die grösste Stadt der Chanate ist. Als Handelsplatz ist Samarkand ebenfalls viel unbedeutender als Taschkend, da es nur den Handel zwischen Kokand und Buchara vermittelt.

Russische und indische Waaren werden hierher über Buchara gebracht, und zwar nur in dein Maasse, wie ihrer Samarkand selbst

Radio f f, Aus Sibirien. II.   29