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0506 Aus Siberien : vol.2
Aus Siberien : vol.2 / Page 506 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Brücken gehören zu den grössten Seltenheiten und werden nur bei unbedingter Nothwendigkeit angelegt. Dies ist besonders bei tiefen, künstlichen Canalen der Fall, wo bei den steilen Ufern und dem tiefen Schlamme des Bodens ein Uebergang sonst unmöglich ware. So sind viele Brücken über den Nurpai und über die grösseren südöstlichen Candle gebaut. Dieselbén sind sehr roh aus unbehauenen Baumstämmen gezimmert, und die Passage ist oft lebensgefährlich. Nur eine Brücke, die sich nördlich von Ak Täpa auf dem Wege zwischen Dshisak und Samarkand befindet, ist im mittleren Serafschanthale aus Ziegelsteinen gebaut, daher ist sie auch weit und breit unter dem Namen Chisch-Кöpür bekannt. Für Asiaten gilt sie als ein Meisterwerk der Baukunst, für - einen Europäer aber nur als ein erbärmliches Bauwerk, gegen das unsere schlechtesten Brücken wahre Kunstwerke sind. Diese Brücke ist vom Vater des jetzigen Emirs vor 30 Jahren gebaut worden. Alle natürlichen Gewässer (Flüsse und Bäche) sind ohne Brücken. Bei grösseren Strömen befinden sich an denjenigen Punkten, wo sie Hauptwege durchschneiden, unbeholfene Böte zum Uebersetzen der Menschen und Waaren, besonders am tiefen Ak Darja. An seichten Stellen werden die Flüsse durchritten, so z. B. der Serafschan beim Berge Tschopanaty. Auch die kleineren Canäle entbehren der Brücken, und der Reisende in Mittelasien denkt mit Schrecken an jene schlammbedeckten Ueberfahrten, wo die festgefahrenen Wagen ihn oft zwingen, sich stundenlang in der glühenden Sonnenhitze aufzuhalten.

Die einzige Brücke, die als architektonisches Kunstwerk Bewunderung verdient, ist die dicht bei dem Berge Tschopanaty über den Serafschan führende, gerade an der Stelle, wo man jetzt mit Lebensgefahr das reissende Wasser durchreitet. Sie war ganz aus Ziegelsteinen gebaut und überspannte, wie man aus den wenigen Ruinen, die sich noch hoch in die Luft erheben, sieht, in weiten Spitzbogen den mächtigen Fluss. Jetzt ist der grösste Theil des Baues zerfallen, und es ragen nur noch zwei mächtige Bogen, unberührt von dem zerstörenden Einflusse der Zeit, in den Fluss hinein. Ob die Brücke nur begonnen und liegen geblieben, lässt sich jetzt nicht behaupten, weil ausser den beiden Bogen, die sich wohl bis 5 Faden über dem Wasser erheben, nirgends eine Spur von der Anlage zu entdecken ist. Da die Däтmе, welche den Kara