National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0011 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 11 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

XI.

Nach Hochtibet.

Für meine müden Karawanentiere waren die schönen Tage, die sie sich auf den Weiden der Barun-Mongolen frei tummeln konnten, nur zu rasch ver-

gangen. Mir tat es weh, den armen Tieren die schweren Lasten wieder aufbürden zu müssen. Der 31. Juli verging mit letzten Vorbereitungen und mit einem „Ochsenappell". Ich mußte dabei fünf Yakochsen ausscheiden, die sich nicht genügend erholt hatten. Auch zwei meiner Leute mußten krankheitshalber nach Hsi Hing entlassen werden, wohin sie zusammen mit einigen Mongolen

reisen konnten. Bei dem einen war ich in Sorge, ob er seinen Heimatort wiedersehen werde. Seit den nassen Lagern oben in den Wahong-Bergen litt er an einer Lungenaffektion.

Um auch die lässigsten meiner Diener zur Arbeit anzuspornen, gab ich denjenigen , welche mir die wenigsten gedrückten Tiere vorzuweisen hatten — auffallend gut waren die Tiere meiner Mohammedaner daran — je eine kleine Extrabelohnung von 2 Tael. Es war aber dies ein allzu europäischer Gedanke; den ganzen Rest jenes Tages und noch viele Wochen später gab es darob Zank und Streit unter den Leuten. Es sei ungerecht, so zu handeln, sagten die, die leer ausgegangen waren. Es sei nicht ihre Schuld, daß gerade ihre Pfleglinge wund geworden seien, diese seien jedenfalls besonders sündige Menschen gewesen , deren Seelen als Strafe in ein Lasttier hätten „wechseln" müssen mit der Verschärfung, hierbei noch gedrückt zu werden und überhaupt eine so große und schwere Reise wie die meinige mitzumachen. Bei Räsonnements mit Chinesen zieht man ja immer den kürzeren. Zum Schluß mußte ich allen Ernstes einschreiten und zwei sich balgende Parteien trennen. Für den Fall, daß „Lao ai ye" (der alte Herr, nämlich ich) noch einmal so verrückt sein könnte, Belohnungen auszuteilen,

wollte eben jeder sich die besten Tiere sichern. Ich aber schwor mir, es bei dieser Erfahrung genug sein zu lassen.

Kaum hatte ich am 1. August mich mit meiner Karawane auf den Weg gemacht, so begegnete ich meinem mongolischen Freunde Dyoba Dyentsen, der sich mir für den ersten Tag als Führer anbot und mich auf einen herrlichen Weideplatz in dem nächsten, etwas weiter westlich gelegenen Paralleltale, dem

Abb. 1. Zauberstange mit Yak-horn und vorn Wind getriebenen Gebetmühlen , zur Vertreibung von Regen und Sturm bringenden Gespenstern (Barun kurä).

a