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0024 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 24 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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mit Gebeten die Geister um helleres Wetter und trockenen Dung zu einem

besseren Essen bittend.

Und wirklich, der Ortsgeist hatte ein Einsehen und Gefallen an dem un-

gewohnten Wohlgeruch; es klärte sich kurz danach auf. Alle Unbill der Witterung, alles Zähneklappern der zwei nassen Tage war rasch vergessen, als wir am nächsten Morgen bei lachender Sonne über den letzten flachen Paß zum Sternenmeer" ziehen konnten (Tafel V). Meine brummige Gesellschaft vom Abend vorher war wieder der alte Singchor geworden. Frisch klang über die Quellbäche des Hoang ho hinüber das Kuen lun-Lied meiner

Hsi ning-Leute:

„Stünd' ich an der Hoang ho- Quelle, Schlug' am Kuen lun ich mein Zelt, Immer, Liebchen, dein gedenk' ich, Dein bis an das End' der Welt.

Ein staunendes „Hay-a !" durchlief auf dieser PaBhöhe die Reihe meiner Reiter. Tschang, der als Soldat in der Eskorte eines nach IV am reisenden mandschurischen Beamten hier durchgekommen war, erklärte den Neulingen die Gegend:

„Seht, dort unten, wo die Sonne in den vielen Tümpeln funkelt und blitzt, dort ist ,skarma t`ang' (zu deutsch : die Sternenebene) ; mein osttatarischer 1) Herr sagte mir, in unserer Sprache des Gartens der Mitte 2) nenne man den Ort Sing su h`ai (Sternenmeer).

Dort im Südwesten dieser Ebene der schneebedeckte Berg ist der Kuen lun schan, dort wohnt der Geist des Gelben Flusses.

Auf dem niederen Hügel, der von Osten sich so weit in die Sternenebene hineinzieht, den großen Steinhaufen, das Obo, seht ihr es, seht ihr es nicht?

Dort läßt der Hoang schang (Kaiser) dem großmächtigen Geist Weihrauch anzünden und opfern. Vor fünf, sechs Jahren war ich mit dem Be tsch`ai sehe 3) dort. Er zündete dort einige kleine chinesische Weihrauchkerzen an und verbrannte etwas gelbes Opferpapier. Alle drei Jahre hat es so zu geschehen auf Befehl des großen Kaisers in Tsching tsch`eng 4). Auch sechs weiße Schafe werden allemal dem großen Geist geweiht, damit er die große Tiefebene unten in China mit Überschwemmungen verschone. Jeder von uns brachte einen Stein mit, den er am Obo dazulegte; dann warfen wir uns alle in der Richtung nach dem Kuen lun-Berge auf die Erde und berührten sie dreimal mit der Stirn wie unser Schu be 5) und der Be tsch`ai sche. Die mongolischen Führer aber verbrannten Zedernzweigchen und umritten das Obo.

Dann ließen wir die sechs Opferschafe frei. Und weiter ging's nach Süden. Nach zehn Tagen kamen wir zu den ersten Zelten der ,Rothütigen` 6)."

  1. Die Hsi ping-Leute nannten die Mandschu stets dung da da = Osttataren.

  2. Im Hsi ning-Dialekt sagte man tschung yüan für China.

  3. = Bi tieh sche, Kommissär, chinesifizierte Form des mandschurischen Titels „bitheschi " für den Beamten, der alle drei Jahre von Hsi ping fu nach Dscherkundo

im Yü schu gesandt wurde und zugleich das Opfer im Namen des Kaisers am Sternenmeer darbrachte.

  1. Wörtlich Residenzstadt, gebräuchlichster Name für Peking beim Kan su-Volk.

  2. Etwa dem Hauptmann entsprechender Offiziersgrad des grünen Banners im Mandschu-Kaiserreich.

  3. Hung mao tse = die mit den roten Hüten, (sc.: Lama) nennt der Hsi ning-Chinese die K`am-Tibeter, die unter Hsi ning-Verwaltung stehen. (tse Hsi ning-Dialekt = te.)

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