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0038 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 38 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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älteren Bruder, der hieß Yi k`ai schan und war ein sehr hoher Beamter. Als nun das Paar an einen anderen Ort versetzt wurde, mußte es die Reise zu Schiff machen, und als sie zwei oder drei Tage weit gefahren waren, überfiel der Bootsmann bei Nacht den Beamten Tsch`eng, band ihn und warf ihn über Bord. Der räuberische Bootsmann aber heiratete jetzt die Frau. Diese trug ein Kind im Schoß und um seinetwillen ließ sie sich auf den Vorschlag des Räubers ein. Zusammen fuhren sie nun weiter und kamen nach einem Monat an einen Ort, an dem der Beamte Tsch`eng sein neues Amt hätte antreten sollen. Mit Hilfe der Papiere des Ermordeten bekam der Mörder die

Stelle.

Vier oder fiinf Monate später gebar die Frau das Kind des Tsch`eng, ohne daß der Mörder ihres Mannes davon erfuhr. Gleich nach der Geburt biß sie ihrem Knaben eine große Zehe ab, packte ihn in ein Kästchen, schrieb darauf : „Kiang lu sen" (Strom dahinlaufen, leben) und warf das Kästchen in den Fluß.

Weiter flußabwärts lag ein Kloster. Dorthin trieb das Kästchen und ein alter Priester fand es und das Kind darin. Er ließ den Knaben aufziehen, und als er sechs oder sieben Jahre alt geworden war, mußte er im Kloster mithelfen. Einmal beim Reinemachen sagte er zu einem tönernen Götterbild: „Nimm den Arm in die Höhe, daß ich besser putzen kann ! " Und wirklich, das Bild nahm seinen Arm in die Höhe. Ein andermal war der alte Priester unzufrieden mit dem Jungen und schlug ihn. Da gingen alle Götterbilder in Stücke und selbst der Tempel zerfiel. Der alte Priester sandte den Knaben darum aus, für den Wiederaufbau in der Umgebung Geld zusammen zu betteln.

Um diese Zeit erfuhr die Mutter, daß ein Wunderknabe in dem Kloster wohne. Unter dem Vorwande, dort beten zu wollen, besuchte sie den Ort und nahm 500 Paar Stiefel als Geschenk für die Priester mit. Jedem einzelnen paßte sie selbst ein Paar an. Als sie 499 Paare verteilt hatte, blieb ein Stiefelpaar übrig, aber kein Priester meldete sich dazu. Das Kloster aber hatte 500 Mönche. Nach langem Fragen fand man endlich Kiang lu sen. Er hatte sich scheu beiseite gehalten, ihm fehlte ja die große Zehe. Daran erkannte die Mutter ihren Sohn und einen ganzen Tag weinten sie nun zusammen.

Beim Abschied lud die Mutter ihren Sohn ein, an ihrem Ya men vorbeizukommen, wenn er wieder zum Geldsammeln ausgeschickt werde, auch daß ihr Mann der Mörder seines Vaters sei, erzählte sie ihm. Wenige Tage später stand der junge Kiang lu sen schon an ihrer Tür und seine Mutter gab ihm 300 Unzen Silber. Mit diesen zog er weiter und kam nach Hsi ngan fu, das war damals die Hauptstadt des Reiches der Mitte. Es war gerade eine schreckliche Dürre. Überall fand Kiang lu sen kaiserliche Proklamationen angeschlagen, wer nach Hsi tien, dem Himmel des Westens, gehen wolle und von dort die echten wirksamen Gebete hole, der bekomme, wenn er Beamter werden möchte, den höchsten Knopf, bekomme, wenn er es lieber wolle, Geld oder was er sich nur wünsche. Als der junge Kiang lu sen dieses hörte, erbot er sich sofort, nach Hsi tien zu gehen, wenn der Kaiser seinen Tempel wieder aufbaue.

Nachdem Kiang lu sen sich in die Dienste des Tang-Kaisers gestellt hatte, hieß man ihn Tang sen. Zwei oder drei Monate war er schon von Hsi ngan fu unterwegs, da kam er zu dem Berge Yin schan. Mit diesem hat es seine ganz besondere Bewandtnis. Es gibt nämlich im Reich der Mitte auch einen Berg, der heißt Hoa gu schan. Auf diesem wohnen viele Affen, auch eine Höhle ist dort : Schui lien dun genannt, d. h. eine, die durch einen Wasserfall geschlossen ist. Und oben auf dem Berge ist ein sehr schöner großer Wunderstein. Dahin kam vor Zeiten einmal die Göttin des Himmels Wa men niâng niâng und setzte sich für einige Augenblicke auf den Stein, dabei floB ihr Blut über den Stein. Später kam der Gott rai schang lao din zu demselben Stein 1).

Nach fünfhundert Jahren wurde deshalb im Inneren des Wundersteines durch Sonnenwärme ein Affe ausgetragen. Dieser sprengte seine Hülle und sprang heraus. Bei den Affen galt nun das Gesetz, wer von ihnen durch den Wasserfall in die Höhle Schui lien dun komme, der sei ihr König. Der Sehe hu tse, der aus dem Stein geborene Affe, der hatte keine Angst vor dem Wasser. Er kam in die Höhle hinein und ward der Affen König. Aber schon nach ein paar Jahren war es ihm dort langweilig geworden

1) Et pollutionem habuit.

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