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0044 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 44 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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richtige Fächer sei. Dann mußte sie wieder den Mund aufmachen, daß er heraus konnte. Kaum war er draußen — damit sie nicht zubeiße, hatte er vorsichtig ihr etwas zwischen die Zähne geschoben , ehe er durch ihren Mund flog — da nahm er den Fächer und eilte damit nach dem H`uo yüen-Berg zurück. Und als er fächelte , verzog sich der Rauch und die giftigen Gase, und sie alle konnten hinüber 1).

Jetzt kamen sie in das Nü jen guo , in das Land, wo es gar keine Männer gibt, sondern nur Frauen. Diese sind aber sehr kriegerisch, reiten und jagen wie Männer. Dort hatten sie Schwierigkeit mit einer Zauberquelle 2). — — — Noch manches andere sonderbare Land mußten sie durchziehen, ehe sie am Lu scha h`o anlangten. An diesem Flusse lebte ein böser Geist mit einem Pferdekopf, der mit Vorliebe Menschen fraß. Auch dieser unterlag im Kampfe und mußte mit Tang sen weiterziehen, wenn er

nicht sein Leben lassen wollte.

Endlich standen alle am Tung tien h`o, das ist der Fluß, den man in China unten Yang tse kiang nennt. An seinem Ufer sahen sie einen Wassergeist sitzen. Dem erzählten sie, daß sie nach dem Hsi tien, dem westlichen Himmel, zögen zum Hsi fan Wo fo, zu Buddha, um Gebete für den Kaiser von China zu holen. Der Geist bat sie, wenn sie zu Buddha kämen, sollten sie auch sein gutes Betragen loben, er sei ein sehr guter Geist und hoffe auf eine Belohnung für sein tausendjähriges, fortdauernd gutes Benehmen3). Sprach's und trug sie alle über den tiefen Tung tien h`o hinüber.

Als sie endlich im Hsi tien angekommen waren, gab ihnen Hsi fan Wo fo (Buddha) seine Gebete. Es waren dies die allerkräftigsten Gebete und Beschwörungen. Menschen, die im Sterben lagen, konnten dadurch wieder zu einem fröhlichen Leben zurückgebracht werden. Mit den Gebeten machten sie sich eilends wieder auf und zurück zum Tang-Kaiser. Zu spät kamen Wo fo (Buddha) plötzlich Bedenken, daß, wenn die Menschen nun alle am Leben blieben, die Nahrungsmittel aller Welt nicht ausreichen möchten, sie zu ernähren. Er sandte darum einen Diener hinter dem Tang sen her, der ihm das wichtigste Buch wieder entwenden sollte.

Die tapfere Schar kam nun wieder an den Fluß Tung tien h`o. Dort erwartete sie schon lange der Flußgeist. Sofort ließ er sie auf seine Schultern sitzen und begann den Fluß zu durchschwimmen. Als sie in der Mitte waren, fragte er, ob sie dem Buddha Hsi fan Wo fo auch gesagt hätten, was für ein guter Mann er sei.

„Haya ! das haben wir vergessen !" riefen sie aus.

,Hm!" machte der Geist und tauchte unter. — — — Sie hatten große Mühe, wieder ans Land zu kommen; die Gebetbücher aber wurden von den Wellen fortgespült. Gerade die besten sahen sie nicht wieder, nur wenige konnten sie wieder auffangen. Einige drückten sich auf den Steinen am Flußufer ab, mit aller Sorgfalt und Mühe aber war der Abklatsch nicht mehr davon abzulösen.

Noch heute ahmen darum die Tibeter diese auf den Steinen am Ufer des Yang tse kiang abgedrückten Gebete nach und hauen solche tief in Steinplatten ein.

Als Tang sen wieder nach China zurückgekommen war, gab er die geretteten Gebete seinen Landsleuten, den Chinesen. Die Decken und Hüllen davon bekamen die Tibeter. Auch die H` ui h`ui, die Mohammedaner, wollten Gebete von ihm haben. Für diese kritzelte der Affe, da er ja nicht richtig schreiben konnte, sinnlos auf einem Papier herum und gab ihnen das.

Die Geschenke wurden gar verschieden bewertet: Der Chinese betet noch heute, ohne an seine Gebete zu glauben; der Tibeter betet sogar bei den unreinlichsten Handlungen; die Mohammedaner aber hielten das sinnlose Gekritzel des Affen für ein wirkliches Gebet und ehrten es so hoch, daß sie es nur in die Hand nahmen, nachdem sie sich sauber gewaschen hatten. Darum fragte sie damals der Affe, ob sie denn kurz-

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  1. Man sieht diese Szene häufig auf chinesischen Bildern dargestellt. Die giftigen

Gase sind das „ien tschi", über das meine Mannschaft z. B. am Türketse-Paß so sehr klagte. Sie sind meist als Rauch gemalt.

  1. Tang sen hatte von der Wunderquelle getrunken und war dadurch gravid ge-

worden. Da er keine Frau war, so konnte er aber das Kind nicht zur Welt bringen und wurde schwer krank.

  1. Es ist dies eine Anspielung auf die Nützlichkeit des Yang tse kiang gegenüber den Verheerungen des Hoang ho.

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